Grefrath Bürgermeisterwahl: Kandidaten beantworten Fragen

Grefrath. In knapp einer Woche wird in Grefrath der Bürgermeister gewählt. Die Kolpingsfamilien Grefrath und Oedt und die WZ hatten die drei Kandidaten, Amtsinhaber Manfred Lommetz (parteilos), Kirsten Peters (CDU) und Volkmar Josten (parteilos), daher zu einer Podiumsdiskussion eingeladen.

Thomas Klingen (WZ; l) moderierte den Abend. Neben ihm Amtsinhaber Manfred Lommetz (parteilos), Volkmar Josten (parteilos) und Kirsten Peters (CDU) .

Thomas Klingen (WZ; l) moderierte den Abend. Neben ihm Amtsinhaber Manfred Lommetz (parteilos), Volkmar Josten (parteilos) und Kirsten Peters (CDU) .

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Christian Kappenhagen von der Kolpingsfamilie Grefrath und WZ-Redakteur Tobias Klingen begrüßten am Freitag dazu rund 150 Bürger im Cyriakushaus.

Lommetz ist optimistisch, dass in den nächsten fünf Jahren 400 bis 500 neue Jobs in Grefrath geschaffen werden. Kirsten Peters kritisierte, dass die Schaffung von neuen Gewerbeflächen viel zu lange gedauert habe. Sie möchte als Bürgermeisterin zudem mehr Serviceorientierung in der Verwaltung. „Ich will die Verwaltung und die Unternehmen wieder zusammenbringen“, sagte sie.

Bürgermeister-Kandidaten stellen sich den Bürgern
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Auch den Breitbandinternetausbau will sie vorantreiben. Volkmar Josten sieht ein großes Potenzial in der Nutzung von Industriebrachen. Er betonte, dass neue Gewerbeflächen gebraucht werden. Auch er hält einen Kümmerer für die Wirtschaft in der Verwaltung für wichtig.

Josten und Peters kritisierten beide, dass es mehr Kontakt zwischen Rathaus und den Unternehmen geben müsse. Kirsten Peters betonte, dass die CDU bereits Betriebe besuche und zu Unternehmergesprächen einlade. Lommetz entgegnete, dass er in seiner Amtszeit locker 100 Gespräche mit Unternehmern geführt habe.

Ein Wirtschaftsförderer in der Verwaltung werde auch für den Einzelhandel gebraucht, betonte Kirsten Peters. Moderator Tobias Klingen hatte gefragt, wie der örtliche Einzelhandel belebt werden könnte. „Wir können nur die Rahmenbedingungen vorgeben“, sagte Peters. Dazu zählte für sie, dass sie die Einbahnstraßenregelung für die Dunkerhofstraße ablehnt. Sie selbst rief dazu auf, wenn möglich im eigenen Ort einkaufen zu gehen statt im Internet zu bestellen.

Für Volkmar Josten ist es wichtig, die Aufenthaltsqualität in den Ortskernen zu steigern. Er lobte Initiativen wie die der Perspektiven für Oedt. Die verschiedenen Belange von Einzelhandel und Bürgern unter einen Hut zu bringen, sei eine wichtige Aufgabe für die Zukunft.

Manfred Lommetz sieht Grefrath beim Einkaufen für den täglichen Bedarf gut aufgestellt. Es gebe in Grefrath kaum Leerstände. Es wäre aber seiner Meinung nach gut, wenn sich die Einzelhändler wieder zu einem Werbering zusammenschließen würden. Dazu gebe es bereits Initiativen. In Oedt sehe es dagegen dramatischer aus. Dort müsse die Aufenthaltsqualität gesteigert werden, unter anderem durch die Neugestaltung des Marktplatzes.

In diesem Zusammenhand kritisierte eine Zuhörerin die mangelnde Barrierefreiheit in Oedt. Darauf müsse man achten und Barrierefreiheit umsetzen, wenn Baumaßnahmen anstünden, betonte Kirsten Peters mit Blick auf die Finanzlage der Gemeinde.

Volkmar Josten sieht dagegen dringenden Handlungsbedarf, zum Beispiel in Sachen Bordsteinabsenkungen — besonders in Oedt. Er plädierte für eine Ortsbegehung und eine to-do-Liste, die man dann nach und nach abarbeiten müsse. „Eine to-do-Liste nutzt wenig, wenn kein Geld da ist“, entgegnete Manfred Lommetz, der daran erinnerte, dass schon mehrmals Gelder für geplante Maßnahmen von den Parteien gestrichen worden seien.

Eine Bürgerin erkundigte sich nach der Sperrung des Grefrather Ortskern am Wochenende, die aus ihrer Sicht nicht sinnvoll ist. Kirsten Peters hält es dagegen für gut, dass die Besucher der Cafés dort ein bisschen Ruhe vom Verkehrslärm haben, wenn sie draußen sitzen. Man könnte die Sperrung allerdings offensiver kenntlich machen, um zu verhindern, dass die Autofahrer zu nahe heranfahren und dort wenden müssen.

Volkmar Josten finden die Situation absolut unbefriedigend und forderte eine neue Lösung. Manfred Lommetz erinnerte daran, dass diese Sperrung ein Kompromiss gewesen sei, ein hochsensibles Thema, das er nicht mehr anfassen wolle.

Einig waren sich alle Kandidaten, dass die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sehr wichtig ist. Manfred Lommetz will besonders junge Familien in die Gemeinde holen. Dazu sei man mit den Baugebieten in Vinkrath und Mülhausen auf einem guten Weg. Kirsten Peters regte für Grefrath eine Taschengeldbörse an, in der Kontakte vermittelt werden, damit junge Menschen älteren Bürger für ein Taschengeld zur Hand gehen.

Volkmar Josten hob hervor, dass es in der Gemeinde schon gute Einrichtungen gebe, die es Menschen leichter machen, auch im Alter in ihrem Zuhause zu leben, wie die Pflegeberatung oder das neue Projekt für Menschen mit Demenz. In Sachen Bürgerbus gab es dagegen unterschiedliche Meinungen. Manfred Lommetz sieht dafür keine Kapazitäten und verwies auf die 280 000 Euro, die Grefrath schon für den Öffentlichen Personennahverkehr zahlen muss.

Volkmar Josten sprach sich dafür aus, mit den Verkehrsbetrieben zu reden, um die Taktungen und Randzeiten der Busse, die in Grefrath bereits fahren, zu verbessern. Ein klassischer Bürgerbus sei in Grefrath nicht umzusetzen, denn die Busanbindung sei bereits gut. Nun müssten kreative Ideen entwickelt werden.

In Sachen Albert-Mooren-Halle sprachen sich alle drei Kandidaten für deren Erhalt aus. Alle lobten die Arbeit von Pächter Christian Karpenkiel. Manfred Lommetz sieht keinen Sanierungsstau. Die Halle könne noch zehn bis 20 Jahre stehen. Man werde nach und nach sanieren, was saniert werden müsse. Lommetz sagte aber auch: „Es steht und fällt mit Herrn Karpenkiel.“ Es gebe mittlerweile einen Fünf-Jahres-Vertrag, der aber auch von beiden Seiten gekündigt werden könnte.

Nach Haushaltslage müsse die Albert-Mooren-Halle nun nach und nach saniert werden, so Kirsten Peters. Das reicht Volkmar Josten nicht. Der Wunsch nach Erhalt bringe auch mit sich, dass man investieren müsse. Nur so könne man den „Vermögensverzehr“ an dieser Stelle stoppen.

Ähnlich waren die Äußerungen zum Thema Rathaus. Auch hier sieht Josten dringenden Handlungsbedarf, um die Substanz erhalten und Energie einsparen zu können. Lommetz will mit Blick auf die Haushaltslage „scheibchenweise“ sanieren und sprach den Bürgerservice als eine der ersten Baustellen an. In Zukunft müsse man sich darum kümmern, ob es in Zukunft ein Rathaus geben könnte — in Oedt oder in Grefrath.

Peters will für zukünftige Großprojekte mit allen Parteien gemeinsam Konzepte erarbeiten — besonders mit Blick auf die Haushaltslage und die gescheiterten Pläne, das Johnson-Controls-Gebäude als Rathaus anzukaufen. Für das Nein der CDU zu diesen Plänen gab es bei der Podiumsdiskussion Kritik von Zuhörern.

Beim Eisstadion sprachen sich alle drei Kandidaten gegen einen Verkauf aus. Alle lobten die Bemühungen darum, Energie einzusparen. Auch die Bäder will keiner der drei Kandidaten aufgeben.

Lob gab es von Lommetz, Josten und Peters für die gute Schullandschaft in Grefrath. Nach Unstimmigkeiten mit dem Landrat zum Thema Physikraum für die Sekundarschule konnte Lommetz den Bürgern verkünden: „Wir werden den Physikraum bauen.“ Die Verfügung des Landrates dazu sei nicht rechtens. Alle sehen auch die Liebfrauenschule als wichtiges Aushängeschild für die Gemeinde. Wie man die Schule in Zukunft unterstützen wolle, müsse man sehen. Manfred Lommetz sprach sich für einen festen jährlichen Zuschuss der Gemeinde von 25 000 bis 30 000 Euro aus — auch wenn diese freiwillige Leistung im Haushaltssicherungskonzept, in dem sich die Gemeinde befindet, schwierig sei. Diese würden aus Einsparungen beim Personal der Verwaltung frei werden. Die Anmerkung seiner Herausforderer, dass das nicht so ohne weiteres möglich sei, beeindruckte ihn nicht: „Wenn man ein bisschen gestaltet, ist das möglich.“

Über allen Diskussionen schwebt immer das eine Thema: Die Gemeindekasse ist leer. Doch in Sachen Haushalt sieht Manfred Lommetz die Gemeinde mit dem Haushaltssicherungskonzept auf einen guten Weg. Er hofft, dass man damit die Finanzen bis 2020 im Griff habe. Trotzdem müsse die Gemeinde investieren, wie zum Beispiel durch die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED für eine Million Euro. Die Stellenreduzierung in der Verwaltung sei fast abgeschlossen.

Kirsten Peters findet, dass die Haushaltsberatungen in der Vergangenheit nicht ergiebig genug gewesen seien. Sie wünscht sich, dass die Politiker über den Tellerrand schauen und sich Rat von einer Expertenkommission holen. Auch würde sie gerne mehr Fördermittel nach Grefrath holen — wenn nötig mit Hilfe von externen Beratern. Volkmar Josten betont, dass es wichtig ist, Investitionen im rentierlichen Bereich zu machen. Er bezweifelt, dass eine Expertenkommission zu guten Ergebnissen kommen würde.

Das Thema Flüchtlinge ist auch in Grefrath sehr aktuell. Volkmar Josten lobte die große Hilfsbereitschaft der Grefrather und die Willkommenskultur, die den Menschen entgegengebracht würde. Kirsten Peters betonte, dass die Unterkünfte am Reinersbach stark sanierungsbedürftig sind. Dort zu investieren, mache allerdings keinen Sinn. Auf Dauer müsse dort etwas Neues her.

Zum Schluss gab Moderator Tobias Klingen den Kandidaten die Gelegenheit, für sich zu werben. Volkmar Josten betonte, dass er als Unabhängiger den Blick frei habe für die Probleme der Grefrather und dass er Verwaltungserfahrung mitbringe. Kirsten Peters ist überzeugt, dass Grefrath mehr kann und ein Wechsel an der Spitze notwendig ist. Sie sieht sich als Übersetzerin zwischen Verwaltung und Bevölkerung. Manfred Lommetz dagegen will Kontinuität für die Gemeinde. Er habe die optimale Ausbildung und während der vergangenen sechs Jahre ein großes Netzwerk erarbeitet, um die Gemeinde auch die nächsten fünf Jahre führen zu können.

Birgit Stenmans von der Kolingsfamilie Oedt dankte allen Beteiligten und rief die Anwesenden dazu auf, zur Wahl zu gehen und dem Bürgermeister oder der Bürgermeisterin eine große demokratische Legitimation für seine Arbeit zu geben.

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