Ein Hauch von Nostalgie im Facebook-Zeitalter

Stefan Verhasselt brachte 200 Besucher in der Albert-Mooren-Halle zum Lachen.

Ein Hauch von Nostalgie im Facebook-Zeitalter
Foto: Reimann

Oedt. „Niederrhein 3.0“ heißt das dritte Solo-Programm von Stefan Verhasselt. Es beleuchtet das Verhältnis des Niederrheiners zu den neuen Kommunikationsformen wie Facebook oder Twitter — aber nicht nur. Der 49-Jährige kam in der Albert-Mooren-Halle wie gewohnt auf den ersten Blick eher unspektakulär daher. Doch schon bald wurde deutlich, dass er von ganz normalen Menschen erzählt - jeder der knapp 200 Zuschauer dürfte sich in dem einen oder anderen Sketch wiedererkannt haben.

Verhasselt ist den typischen Gewohnheiten des Niederrheiners auf der Spur, der Art, sich auszudrücken. Und er thematisiert die Schlitzohrigkeit, die den Mann und die Frau in der Region auszeichnen.

Sekunden nach dem Auftritt verschwindet der Kleinkünstler mit der Jeans und dem schwarzen Hemd wieder von der völlig kulissenfreien Bühne: „Bin jetzt auf dem Weg zur Bühne“, habe er seine Facebook-Gemeinde wissen lassen und Sekunden später: „Bin jetzt da!“ Flugs finden das schon vier Menschen gut.

Dieser Sketch ist nicht niederrhein-spezifisch, er würde auf jede Kleinkunstbühne der Republik passen. Aber sagt man auch woanders Sätze wie „Was bringt ihr denn für ein Wetter mit?“ oder „Der Junge ist nach Amerika gegangen“, wobei die Betonung auf „gegangen“ liegt? Oder geht man auch in anderen Regionen „schön lecker essen“?

Aber der Niederrheiner hat auch einen Sinn für Romantik, trotz seines eher rauen Charmes und der bei Männern verbreiteten Wortkargheit. Das hörte sich dann so an: „Deine Augen funkeln wie die Sterne, die sich widerspiegeln in der rauschenden Niers.“

Stefan Verhasselt schaffte es wieder, mit seiner als Radiomoderator (WDR 4) erprobten Stimme eine Atmosphäre der Behaglichkeit zu schaffen, das Gefühl zu vermitteln, Teil einer großen Familie der Niederrheiner zu sein.

Von der Geografie unabhängig: Seine Überlegungen darüber, ob die Facebook-Seite auch stirbt, wenn man selbst tot ist. Und wenn ja, wer übernimmt dann die Grabpflege? Immer wieder kam ein Hauch von Nostalgie auf. Beispielsweise, als Stefan Verhasselt von seinem Vater erzählt, der auch schon Informationen gepostet habe — indem er einen Zettel mit einer Botschaft an die Kühlschranktür geklebt hatte. rudi

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