Fachmarktzentrum: Chance oder Risiko?

Das geplante Projekt spaltet Politik und Verwaltung. Einzelhändler und Anlieger machen mobil dagegen. Im Gemeinderat stimmt eine Mehrheit dafür.

Grefrath. So viele Gäste sind selten bei den Sitzungen des Grefrather Gemeinderates: 16 Besucher besetzen die Stühle in der letzten Reihe im Sitzungssaal des Oedter Rathauses. Der Grund für den Auftrieb am Montagabend: Die Weichen für das auf dem Mäurers-Areal geplante Fachmarktzentrum sollten gestellt werden. Und dagegen wollten vor allem Einzelhändler protestieren.

Dank der unorthodoxen Sitzungsleitung von Bürgermeister Manfred Lommetz durften die Bürger während der „Fragestunde der Einwohner“ nicht nur Fragen stellen. Vielmehr entwickelte sich eine intensive Diskussion mit Verwaltung und Politikern.

„Der Niedergang des lokalen Einzelhandels ist programmiert“, sagte Buchhändler Karl Gross, ein entschiedener Gegner des Fachmarktzentrums. Er sagte „viele Leerstände und trostlose Straßen“ voraus.

Unterstützung bekam der Einzelhändler nicht nur von Kollegen, sondern auch von einem Anlieger der Umstraße. Detlef Wiecha machte sich vor allem Sorgen wegen des steigenden Autoverkehrs, den das Einkaufszentrum mit sich bringen könnte.

Auf der Verwaltungsbank gab es eine interessante Konstellation. Bauamtsleiter Michael Räppel wies darauf hin, dass die Händlerschaft im vergangenen Jahr beim „Runden Tisch“ zum Thema Fachmarktzentrum nur spärlich vertreten war.

Hingegen, meinte Bürgermeister Lommetz: „Es ist kein Kriterium, wann die Kritik ankommt.“ Und während Räppel für das Marktzentrum als „Ergänzung und Belebung des Ortskerns“ warb, meinte Lommetz: „Es kann sein, dass wir eine Riesen-Chance vertun. Aber ich weiß es nicht.“

Auch Bernd Bedronka (SPD) warb dafür, dass auf dem Mäurers-Areal etwas Neues entsteht: „Es kann eine große Chance werden. Denn wenn es so bleibt wie es jetzt ist — das kann es auch nicht sein.“ Vielmehr wolle er nun in die Planung einsteigen, um das Projekt steuern zu können. Denn diese Möglichkeit habe die Politik. Dazu gehöre beispielsweise, dass der Neubau nicht eine „Pappschachtel ohne Fenster“ wird. Und auch beim Sortiment für die Läden könne man genau festlegen, was verkauft werden darf — und was nicht.

Um größtmöglichen Einfluss bei Verfahren und Gestaltung ging es auch Gerald Raeth (CDU). Damit das Fachmarktzentrum an dieser Stelle Sinn mache, brauche man allerdings die Gewissheit, dass auf der brach liegenden östlichen Seite der Umstraße (Krüßen-Gelände) ein Baugebiet entsteht. Auch bei FDP und Grünen gab es Zustimmung.

Schließlich kam es für die Politiker zum Schwur: Abstimmung über die Änderung des Flächennutzungplans (FNP) und die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Fachmarktzentrum. Und erneut wurde es kurios: Im zweiten Fall stimmte der Bürgermeister gegen die Vorlage, die „seine“ Verwaltung erarbeitet hatte. Das änderte aber nichts an den Mehrheitsverhältnissen: 22 Ratsmitglieder stimmten für und acht gegen die FNP-Änderung (eine Enthaltung). Die Verteilung beim Bebauungsplan: 19 Ja-, neun Nein-Stimmen, drei Enthaltungen. Sehr genau schauten die Gäste im Ratssaal hin, wo die Befürworter des Projekts sitzen: durch die Bank bei der CDU, vier der fünf FDP-Mitglieder, einer bei den Grünen, ein paar bei der SPD.

“Ist das geplante Fachmarktzentrum Bergerplatz eine Chance zur Belebung des Ortskerns? Stimmen Sie ab:

www.wz-niederrhein.de

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