Gedenkstein: Das bleibende Ritual des Erinnerns

Zum zehnten Mal versammelten sich die Grefrather am Gedenkstein, um an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.

Bei Schnee und kühlen Temperaturen gedachten die Grefrather Sonntag ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger. Im Vordergrund ist der Gedenkstein mit den eingravierten Namen der Opfer zu sehen.

Bei Schnee und kühlen Temperaturen gedachten die Grefrather Sonntag ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger. Im Vordergrund ist der Gedenkstein mit den eingravierten Namen der Opfer zu sehen.

Foto: Lübke

Grefrath. Das Knirschen des Schnees unter den Stiefeln der Anwesenden ist das einzige hörbare Geräusch. Die rund 80 Teilnehmer beim zehnten Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus sind still und in sich gekehrt. Alle paar Sekunden bricht Irmgard Tophoven diese Stille. „Salomon Levy. Jenny Sanders. Rolf Sanders.“ Alle 25 Namen der Grefrather Juden liest sie vor.

Dieser besondere Moment prägt wie auch schon in den Vorjahren die Gedenkveranstaltung am Mahnmal an der Kirche St. Laurentius. Morgen, am 27. Januar, jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 70. Mal.

Erneut haben sich die Firmlinge der Gemeinde an der Organisation und Gestaltung beteiligt und tragen Texte vor. Für sie ist besonders entscheidend darauf hinzuweisen, dass die Verbrechen nicht in anderen Orten und von anderen Leuten verübt wurden, sondern mitten unter uns. Und das die Opfer uns ähnlich waren. „Sie sahen aus wie wir, sie hießen wie wir.“

Für die evangelische Pfarrerin Barbara Münzenberg ist der Begriff des Rituals in diesem Jahr entscheidend. „Ist es genug mit dem Erinnern?“, stellt sie eine Frage, die in der heutigen Zeit immer wieder gestellt wird, um dann zu sagen: „Das Ritual des Erinnerns ist bleibende Aufgabe.“ Gerade aus diesem Grund ist es so schön, dass viele Jugendliche da sind, dass die Firmlinge Teile der Organisation übernehmen. Denn die bleibende Aufgabe des Erinnerns wird an diese Generation weitergegeben werden. „Wir sind hier und wir werden gesehen“, sagt Münzenberg.

Bürgermeister Manfred Lommetz ist dankbar, dass so viele Grefrather an diesem Gedenken teilnehmen. Er betont zudem weitere Aufgaben, die heute vor jedem Bürger liegen. „Wir müssen uns dafür einsetzen, dass Toleranz und Menschlichkeit geachtet werden. Und wir persönlich sind für unsere Gemeinde verantwortlich.“

Nach einem gemeinsamen Segensspruch lädt Pfarrer Johannes Quadflieg alle Anwesenden ein, zum Abschluss gemeinsam das Lied „Ihr Mächtigen, ich will nicht singen“ anzustimmen zu singen. Anschließend verläuft sich die Veranstaltung. Einige gehen still ihrer Wege, manche bleiben noch kurz am Gedenkstein stehen, in ihre Gedanken versunken.

Grefrath hat an diesem Sonntag ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt.

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