Johnson Controls: Grefrather Werk steht vor dem Aus

Voraussichtlich Ende 2014 wird der Standort geschlossen. Es gebe zehn Werke, aber nur noch Arbeit für sieben, so Geschäftsführer Hendriks am Montag bei der Betriebsversammlung.

Grefrath. Das Grefrather Werk des Automobil-Zulieferers soll im kommenden Jahr geschlossen werden — das teilte Johnson-Geschäftsführer Johannes Lambertus Hendriks am Montagnachmittag bei einer Betriebsversammlung den 320 Beschäftigten mit. „Wir haben in Deutschland zehn Standorte und nur noch Arbeit für sieben“, sagte Hendriks.

Deutschlandweit würden monatlich sieben Millionen Euro Verlust gemacht, wobei der Grefrather Standort einer der wenigen sei, der noch schwarze Zahlen schreibe. Doch rettet dies das Werk an der Mülhausener Straße nicht.

Auch wenn es schon seit längerem Anzeichen für eine Werksschließung gibt, sei die endgültige Entscheidung erst vergangenen Freitag gefallen, hieß es von Seiten der Geschäftsführung.

Es ist ein Abschied auf Raten. 2009 wurde das erst 2002 erbaute Verwaltungs- und Entwicklungszentrum am Bronkhorster Weg stillgelegt. In diesem Jahr wurde die Produktion von Karbonteilen für BMW nach Neustadt verlegt — nachdem sie in Grefrath bis zur Serienreife entwickelt worden waren (die WZ berichtete).

Und in der Firmen-Zentrale im knapp 6700 Kilometer entfernten Milwaukee (US-Staat Wisconsin) hat das Management im März beschlossen, die Innenteile für den neuen Opel Astra in Lüneburg herstellen zu lassen.

Diese Standort-Entscheidung wurde auch für die Produktion der Instrumenten-Tafeln für die neue C-Klasse von Mercedes getroffen. Für das aktuelle Modell wird noch in Grefrath produziert — aber wohl nur noch bis Herbst 2014. Dann steht der Modellwechsel an.

Der Standort Grefrath soll voraussichtlich Ende 2014 geschlossen werden— drei Monate nachdem der Standortsicherungs-Vertrag ausläuft. Dazu gehört unter anderem, dass es bis Ende September nächsten Jahres keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll. Daran wollen Geschäftsführung und Betriebsrat festhalten.

Zudem dürfen keine weiteren Produktionen und Maschinen verlagert werden. „Notfalls werden wir unser Recht einklagen. Wir wollen einen Abschluss mit Anstand und Würde“, sagte Ute Wiegmann, Vorsitzende des Grefrather Betriebsrates von Johnson Controls.

Die vor einigen Monaten gegründete Arbeitsgruppe sei nicht in der Lage gewesen, alternative Aufträge zu besorgen oder andere Chancen zur Erhaltung des niederrheinischen Standortes zu erarbeiten, so Wiegmann.

Die Fehler, die zur Werksschließung geführt hätten, seien in der früheren Vergangenheit gemacht worden. Jetzt gehe es darum, dass die Mitarbeiter „möglichst profitabel“ den Standort verlassen. „Um bis zum Herbst kommenden Jahres noch Arbeit zu haben, werden wir unsere Produktionszahlen genau überwachen und keinesfalls in eine Vorproduktion gehen“, versprach Wiegmann den Mitarbeitern.

Ein mögliches Konzept zur Schließung des Werks sieht die Betriebsrats-Vorsitzende in der Erstellung eines Sozialplans oder in der Zahlung eines Interessenausgleichs. Doch dafür müssen konkrete Vorschläge noch erarbeitet werden.

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