Militär-Seelsorger berichtet von Afghanistan

Der Militär-Seelsorger Paul Hauser berichtet in Grefrath von seinen Erlebnissen in Afghanistan.

Grefrath/Afghanistan. Soldaten, Gewehre und Krieg — sie bestimmen die Nachrichten aus Afghanistan. Um Informationen aus erster Hand zu bekommen, hatte der Heimatverein Militär-Seelsorger Paul Hauser (62), der in Vinkrath lebt, zu einem Vortrag ins Lokal „Bürgerhof“ an der Hohe Straße eingeladen: „Deutsche Soldaten am Hindukusch“. Etwa 30 Interessenten kamen.

In seinem zweistündigen Vortrag sprach Hauser, der nach Studium in Innsbruck, Priesterweihe in München und Missionars-Arbeit in Lateinamerika schließlich Militär-Seelsorger wurde, über die Geschichte des Landes, die Arbeit der Soldaten und seine Erfahrungen im Umgang mit ihnen.

Von 2005 bis 2011 hat er in Afghanistan Soldaten begleitet, beraten und Messen gehalten. Im Gegensatz zu deutschen Kirchen seien die Gottesdienste dort immer gut besucht gewesen. „Für die Soldaten war es eine Möglichkeit, abzuschalten“, erzählte Hauser. Tagsüber arbeiten sie bei bis zu 60 Grad Hitze, haben zudem kaum Privatsphäre. Hauser: „Ich bin dort in eine Welt gestoßen, die sich niemand vorstellen kann.“

Besondere Herausforderungen seien Familienfeste wie Ostern und Weihnachten, wenn die Soldaten nicht bei ihren Familien sein können und stattdessen im Lager Briefe und Plätzchen aus der Heimat bekommen. Hauser: „Da werden die Kerle zu Kindern.“

Ein weiteres Problem sei die Rückkehr und die Eingewöhnung in den Familienalltag zu Hause. „Von seinen Kindern wird der Vater zunächst als Fremder aufgenommen“, erzählte Hauser.

„Während seines viermonatigen Einsatzes hat er viel verpasst, ist nun erst einmal außen vor. Das ist keine leichte Situation.“ Hinzu kämen die Gerüche, Gefühle und Bilder aus ihrer Einsatzzeit, die die Soldaten erst einmal verarbeiten müssen. Damit hatte er selbst auch zu kämpfen: „Die Erlebnisse machen einen zu einem anderen Menschen.“

Für den Militär-Seelsorger war die Zeit in Afghanistan dennoch die beste Erfahrung gewesen, die er machen konnte. Einerseits gebe es eine schlechte Infrastruktur — und andererseits eine interessante Kultur und einzigartige Natur, die Hauser zum Abschluss seines Vortrages auf einigen Fotos präsentiert.

Zudem habe sich die Lage für die Soldaten verbessert: Aus Zelten wurden Lagereinrichtungen. Auch die Sicherheitslage habe sich gebessert. So sei in diesem Jahr noch keiner der 5500 deutschen Soldaten ums Leben gekommen. Hauser bestätigt: „Es sind schon viele Dinge passiert, aber es ist noch mindestens so viel zu tun.“ Mit seinen Vorträgen möchte er ein besseres Verständnis für die Situation in Afghanistan schaffen. Im Grefrather „Bürgerhof“ ist ihm das gelungen.

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