„Das ist Heuchelei“

Forum Wz&Welle: Die hohen Energiepreise sorgen für viel Gesprächsstoff. Auf dem Buttermarkt gab es Experten-Infos.

Kempen. Steigende Energie-Preise erhitzen die Gemüter. Trotz nass-kaltem Wetter nutzten einige Bürger die Möglichkeit beim Forum von WZ und Welle Niederrhein auf dem Buttermarkt um Kritik und Fragen an die Experten loszuwerden.

Karl-Heinz Kosbab war mit dem Rad aus Grefrath gekommen. "Ich will mich hier bei den Experten mal schlau machen", betonte der 58-Jährige und informierte sich bei Gerald Orlik von der Energie-Agentur NRW über die Wechsel-Möglichkeiten. Orlik erläuterte, dass ein Wechsel zu einem nahen niederländischen Anbieter keine Ersparnis für den Endverbraucher mit sich bringe. Der Strom lande bei Koppelstellen, die wieder das Niveau auf die ursprüngliche Preis-Staffelung hochtreiben würden.

Einige Verbraucher nutzen die Möglichkeit des liberalisierten Energie-Marktes und wechseln zu einem günstigeren Anbieter. So wie Helmut Burstedde (66) aus Oedt: "Seit dem 1. Mai habe ich einen neuen Stromversorger. Der ist günstiger."

Dass gerade die Rentner unter den Preiserhöhungen leiden, machte der Kempener Werner Fegers (67) deutlich. "Manager und Abgeordnete machen sich die Taschen voll. Als Rentner hat man ja keine Chance." Selbst wenn man versuche Gas und Strom zu sparen, würde es am Ende trotzdem teurer werden.

Das konnte auch Ursula Körner bestätigen. "Zwei Mal im Jahr wird uns bestätigt, das wir weniger verbrauchen. Trotzdem müssen wir bei der Endabrechnung zuzahlen", sagt die 57-jährige Kempenerin. Da sie 80 Prozent schwerbehindert sei und ihr Mann Alleinverdiener, wisse sie bald nicht mehr, wie es weitergehe.

Heribert Lassmann aus Kamperlings stößt sich am undurchsichtigen Abrechnungs-Modus, beispielsweise die Umstellung von Kubikmeter auf Kilowattstunde. "Woher weiß ich als Endverbraucher denn, welchen Brennwert das Gas hat, das der Energieversorger mir ins Haus liefert?"

Auch die staatlichen Abgaben sind ein Faktor, der die Energieabgaben nach oben treibt, betonte Ulrich Goll (69): "Solange der Staat am Strom verdient, wird sich nichts ändern. Herr Glos tut erschrocken, aber freut sich, dass Herr Steinbrück mehr in der Tasche hat." HerwigEichelberger, Stadtwerke-Geschäftsführer erklärte: "37Prozent der Stromkosten gehen an den Staat."

Manfred Döring (37) aus Kempen macht auf das Problem der Monopolstellung der großen Stromlieferanten aufmerksam: "Die Versorger müssen die Preise ja nicht offenlegen. Das ist doch keine Demokratie."

Bürgermeister Karl Hensel verdeutlichte in diesem Zusammenhang die Bedeutung der kleinen Stadt- und Gemeindewerke als Energielieferanten: "Die Bürger müssen auch sehen, dass deren Rendite hier bei uns bleibt."

Da die Energiepreise bei den Stadtwerken Kempen im Vergleich günstig seien, wechseln nicht viele zu anderen Anbietern, berichtete Eichelberger: "Das schaffen wir durch unsere Kraft-Wärme-Kopplung, die mit Erdgas betrieben wird."

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