„Radsport gilt als versaut“

Interview: Amateur-Fahrer Jan Everding kann die Absage des Rad-Klassikers wegen Doping nur schwer nachvollziehen.

<b>Das Rennen "Rund um die Burg" findet dieses Jahr nicht statt. Wie beurteilen Sie diese Entscheidung?
Jan Everding: Das gefällt mir überhaupt nicht. Für mich als Kempener ist dieses Rennen das Highlight des Jahres. 2003 und 2004 habe ich teilgenommen. Dann musste ich verletzungsbedingt pausieren, vergangenes Jahr war ich im Ausland. Ich habe mich sehr darauf gefreut, endlich wieder in meiner Heimatstadt an den Start zu gehen und bin nun natürlich enttäuscht. Der Sponsor Griesson-de Beukelaer ist mit der Begründung zurückgetreten, er könne Radport nach den Dopingfällen nicht mehr unterstützen. Ist das für Sie nachvollziehbar?
Everding: Es ist verständlich, wenn ein Geldgeber sagt, dass er diesen Sport nicht mehr mit seiner Firmenphilosophie vereinbaren kann. Schließlich gilt er inzwischen als total versaut. Auf der anderen Seite handelt es sich bei "Rund um die Burg" in erster Linie um Amateursport. Für ein dopingfreies Rennen hätte es vollkommen ausgereicht, keine Profiteams einzuladen. Ist Doping denn unter Amateuren kein Thema?
Everding: Doping ist Betrug. Das sehen zumindest in meinem Verein alle so. Natürlich kann ich nicht für jeden Amateur meine Hand ins Feuer legen. Totzdem stellt sich mir die Frage, wo in meiner Leistungsklasse der Sinn von Doping liegen soll. Schließlich geht es bei uns nicht um das große Geld. Ich will doch aus eigener Kraft siegen und mich nicht durch leistungssteigernde Mittel selbst betrügen. Sollten die Kempener Organisatoren trotzdem Vorbehalte haben, wäre es immer noch möglich gewesen, die Kinder und Jugendlichen fahren zu lassen. Die sind garantiert dopingfrei und es hätte fünf bis sechs Rennen gegeben. "Keine halben Sachen" lautet der Devise der Organisatoren ...
Everding: Auch das ist nachvollziehbar, schließlich steht ja das 50. Kempener Rennen an. Natürlich soll das eine besondere Veranstaltung werden. Als Aktiver stelle ich diese Entscheidung trotzdem in Frage. Man gewinnt den Eindruck, dass alles von den Profis abhängt. Dabei sind sie es ja gewesen, die das Thema Doping erst in den Mittelpunkt gerückt haben. Wie reagieren die Veranstalter anderer Rennen?
Everding: Gott sei Dank gab es außer Kempen bislang keine Absagen. Unsere Saison ist nicht gefährdet. Ich hatte zunächst Angst, dass das zum Trend wird. Dann wären wir für die Vergehen der Profis bestraft worden.

Zur Person:
Jan Everding

Daten Jan Everding wurde am 1. August 1984 geboren und wuchs in Kempen auf. Bis 2000 besuchte er das Luise-von-Duesberg-Gymnasium und wechselte dann zur Marienschule nach Krefeld, wo er 2005 Abitur machte. Nach dem Zivildienst ging es für ein Jahr nach Australien. Ab Oktober möchte er in Köln Sport studieren.

Radsport Die Welt der rasanten Fahrten auf dünnen Reifen faszinierte Everding schon als Kind. 1998 trat er in den Krefelder Verein "Staubwolke Fischeln" ein, für den er auch heute noch fährt.

Rennen Im Schnitt bestreitet der Amateur 25 Rennen pro Jahr. 2003 und 2004 war er auch bei "Rund um die Burg" mit von der Partie.

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