„Scheifes Änne“ – ein Urgestein

Geburtstag: Kempens berühmte Eierfrau wird morgen 90 Jahre alt. Ihr Leben ist ein Stück Heimatgeschichte.

St. Hubert/Kempen. Sie gehörte zum Wochenmarkt wie Ernie zu Bert. 40 Jahre lang war "Scheifes Änne" die Kempener Eierfrau. Morgen wird Anna Rouenhoff 90. "Nun sind Se doch mal ehrlich junger Mann, braune Eier sind doch wat ganz Leckeres", sagt Anna Rouenhoff im WZ-Gespräch. Noch immer gerät sie nahezu ins Schwärmen, wenn sie an ihre gut 4000 Hühner, die sie in ihrem Leben gehalten hat, denkt und an die zahllosen verkauften Eier auf dem Kempener Wochenmarkt. Und sogleich betont sie: "Und damit Sie es wissen, ich konnte davon leben."

Die Eier transportierte sie mit dem Auto von St. Hubert zum Buttermarkt. Mit einem Fiat 500 habe sie 1958 begonnen, nachdem sie mit 40 Jahren noch den Führerschein gemacht hatte. Zwischen 100 und 200 Hühner hat sie immer gehalten. Dazu zwei Morgen Acker. "Ich habe alles von Hand bewirtschaftet", sagt sie stolz.

Auch wenn St. Hubert später ihre Heimat wurde - geboren wurde Anna Rouenhoff in Veen bei Xanten. Dort wuchs sie mit sieben Geschwistern auf. Eine Schwester und ein Bruder leben heute noch. In der Schule hat sie nach eigener Aussage eine Klasse übersprungen, doch Geld fürs Studium war im Elternhaus nicht vorhanden.

Schon bald verkaufte sie Eier, zunächst in Wesel. Das Stück für drei Pfennig. Und schon damals fand sie, "dass die braunen Eier eigentlich besser schmecken". 1934 kam sie als Haustochter ins Kendeldorf. Und wenn sie von der Zeit spricht, in der sie "in Stellung" war bei den Geschwistern Scheifes auf Bleikerhof, dann spricht sie stets von "meinen Herrschaften".

Dann wurde sie zur Eierfrau. Doch sie verkaufte noch mehr: selbst gezogenes Gemüse, Erdbeeren und Blumen. Schwer zu schaffen machten ihr die Kürbisse, die stets höllisch schwer waren, sich aber sehr gut verkauften. "Ich hatte sogar Kunden aus Süddeutschland." Lediglich in einem Jahr schaffte sie einen Kürbis nicht mit auf den Markt. Der war so schwer, dass er nicht zu tragen war, erinnert sich Anna Rouenhoff.

Möbel Als "Scheifes Änne" vor ein paar Jahren ins von-Broichhausen-Stift umzog, ging ein Teil ihrer wertvollen Möbel aus der Gründerzeit als Schenkung ans Kramermuseum auf der Burgstraße. Alles konnte sie in ihr neues Heim nicht mitnehmen. Nun sind ihre Möbel im Maria-Basels-Saal des Museums zu sehen. Es sind ein Vitrinenschrank, Schreibtisch, Buffet sowie ein Sofa mit einem Spiegel-Aufsatz.

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