AOK-Studie: Immer mehr Langzeit-Kranke

Laut einer Studie der AOK sind Arbeitnehmer immer häufiger länger als sechs Wochen krank. Prävention soll helfen.

Kempen/Kreis Viersen. Der Langzeit-Krankenstand im Kreis Viersen gibt Anlass zur Sorge. Der Anteil der gesetzlich Versicherten, die länger als sechs Wochen krankheitsbedingt ausgefallen sind, ist 2012 gestiegen: von 1,69 (2011) auf 1,74 Prozent. Das geht aus einer Studie der Krankenkasse AOK hervor, die am Mittwoch in Kempen vorgestellt wurde. Basis der Studie sind die 29 056 bei der AOK versicherten Arbeitnehmer — das entspricht einem Anteil von 28 Prozent aller Erwerbstätigen im Kreis Viersen.

Gregor Mertens, Leiter des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung, präsentierte die Zahlen: 2012 kamen bei allen Erwerbstätigen 447 090 Arbeitsunfähigkeitstage zusammen. Davon entfallen 140 936 Tage auf Arbeitnehmer, die länger als sechs Wochen krank waren.

„Der Anstieg bei den Langzeit-Krankheiten zeichnet sich schon seit einigen Jahren ab“, so Mertens. 2008 lag der Anteil noch bei 1,44 Prozent. Ein Grund für den Anstieg sei, dass der Altersdurchschnitt der Erwerbstätigen höher ist. Ältere Arbeitnehmer brauchten zum Beispiel mehr Zeit zur Erholung.

Auch der Anstieg von psychischen Erkrankungen setzt sich laut AOK fort. Nach Muskel- und Skelett-Krankheiten nehmen die psychischen Erkrankungen bei den Fehlzeiten von Arbeitnehmern den zweiten Platz ein. „Natürlich liegt das an einem größeren Druck in Arbeitswelt und Gesellschaft“, sagt Gregor Mertens. Ein weiterer Grund für den Anstieg sei ein verändertes Diagnoseverhalten der Ärzte. Früher seien zum Beispiel Rückenschmerzen eine „reine Skelett-Erkrankung“ gewesen. Heute würden häufiger psychische Ursachen für die Schmerzen diagnostiziert.

Bei der Falldauer einer Erkrankung belegen psychische Probleme den ersten Platz. Durchschnittlich 31,4 Tage braucht ein Erwerbstätiger, um sich von einer psychischen Erkrankung zu erholen. Auch hier ist die Tendenz steigend: 2008 waren es noch 26,8 Tage (siehe Grafik).

Um dem Krankenstand Herr zu werden, rät Heinz Frohn, Regionaldirektor der AOK, zur Prävention. „Für die Bekämpfung von Krankheiten geben wir im Kreis Viersen jährlich 150 Millionen Euro aus. Für die Prävention nur eine Million“, so Frohn. Es setze beim Gesetzgeber aber ein Umdenken ein: Die Ausgaben für Prävention sollen verdoppelt werden.

Ein Weg zur Vorbeugung sei die betriebliche Förderung zur Gesundheit von Mitarbeitern. „Das ist mehr als ein Rückentraining“, so Mertens. Viele Unternehmen gingen zu einer systematischen Förderung über. „Das beginnt schon in der Führung der Mitarbeiter. Ein gutes Arbeitsklima kann Krankheiten verhindern.“

Im Kreis Viersen lassen sich jährlich etwa 50 Betriebe von der AOK in Sachen Gesundheitsförderung beraten — zum Beispiel die Lackwerke Peters in Kempen. 2011 haben sich bundesweit etwa 7000 Unternehmen externen Rat geholt. „Diese Zahl ist noch viel zu niedrig“, findet Mertens. „Die Betriebe müssen sich aktiver der Gesundheitsförderung widmen.“

Mehr Informationen unter www.aok.de/rh

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