<strong>Breyell. Sie hatten noch nie was von Breyell gehört, waren aber nach zwölf Stunden von der spontanen Gastlichkeit beeindruckt: Liv Kraft (28) aus Kniftel/Frankfurt, Karin Sallmann (25) aus Berlin und Ailke Koch (31) aus Osnabrück. Der Grund: Die drei weiblichen Wanderburschen übernachteten im Haus der Vorsitzenden der Breyeller Kolpingsfamilie, Brigitte Schmitz.

"Ich habe in den drei Jahren Wanderschaft noch keine blöde Situation erlebt." Ailke Koch, Zimmerin

Kraft ist Landwirtschaftsgehilfin. Sie trägt eine braune Burschen-kluft. Sallmann und Koch tragen die klassische schwarzen Cord-Kluft. "Wir sind Zimmerinnen, nicht Gesellen", betonen sie. Im Gesellenbrief steht die unweibliche Form "Gesellenprüfung im Zimmererhandwerk." Die drei trafen sich vor acht Wochen im englischen Dover. Sie reisten gemeinsam durch Südengland. Meist klopften sie abends in der Vikarie der Anglikanischen Kirche an, konnten dann im Pfarrheim übernachten. Für Kost und Logis arbeiteten sie bei sozialen Projekten, bauten aber auch für eine englische Öko-Kommune einen Schafstall. Gerne nahmen englischer Farmer das weibliche Trio auf: Bäuerin Liv arbeitete dann im Stall, die beiden Zimmerinnen an den Scheunendächern.

Von Dover ging es mit der Fähre ins belgische Zeebrügge und weiter nach Mönchengladbach. Jedes Mal wurden die jungen Frauen mitgenommen. Doch nach acht Wochen im ländlichen Teil Englands verzichtete das Trio bewusst auf den "Kulturschock Großstadt"- und stieg in Breyell gegen 20Uhr aus.