Auf zum Zuckerhut — ohne Plan B

Sieben Fans vom Niederrhein fliegen nach Brasilien. Sie freuen sich auf ein großes Abenteuer in Südamerika.

Auf zum Zuckerhut — ohne Plan B
Foto: Kurt Lübke

Kempen/Grefrath/Salvador. „Einen Plan B haben wir nicht wirklich. Die Jungs schaffen das doch bis ins Finale“, sagt Achim Heinrich. Er und sechs weitere Fans aus Kempen, Grefrath, Straelen und Kerken machen sich am 12. Juni auf zur Fußball-WM nach Brasilien. Der Rückflug ist für den 14. Juli gebucht — einen Tag nach dem Finale.

Im Gepäck haben die Anhänger jeweils ein Team-Ticket für die deutsche Mannschaft. Sie werden alle Spiele der Jungs von Bundestrainer Jogi Löw sehen — im besten Fall werden es bis zum Finale sieben sein. „Darauf ist alles ausgerichtet. Sollte Deutschland früher ausscheiden, machen wir halt noch ein bisschen Urlaub“, erzählt Uli Claßen, früherer Stürmer des SV Grefrath.

Sein Bruder Jürgen ist im Internet auf ein „Top-Quartier“ gestoßen: Im Nordosten Brasiliens, in Salvador, werden die sieben WM-Fahrer ihr Domizil beziehen. „Und im Gegensatz zu dem der Nationalmannschaft ist es schon komplett fertig“, scherzt Jürgen Claßen. Das Ferienhaus liegt direkt am Strand — zum türkisblauen Meer ist es also nicht weit.

Und zum ersten Spiel der Deutschen gegen Portugal am 16. Juni — in Salvador — ist die Anreise auch kurz. Danach werden die Fans vom Niederrhein allerdings zu „Kilometerfressern“. Die Entfernungen zu den Spielorten sind groß. Gegen Ghana spielt Deutschland in Fortaleza — das ist gut 1000 Kilometer von Salvador entfernt. Zum Duell zwischen Deutschland und den USA in Recife müssen die Fans rund 600 Kilometer zurücklegen.

„Alles mit dem Flugzeug. Anders ist das nicht zu schaffen“, sagt Uli Claßen. Falls der deutsche Traum vom Finale im berühmten Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro wahr wird, werden die Fußballbegeisterten mit Hin- und Rückflug fast 40 000 Flugkilometer zurückgelegt haben — einmal um die Erde also.

Bei der Planung haben die Sieben die Unterstützung ihres holländischen Vermieters Wim in Salvador. „Er stellt uns ein Auto mit Fahrer zur Verfügung. Für die Touren zum Flughafen oder zum Einkaufen“, so Jürgen Claßen, den man in der hiesigen Fußballszene als Obmann des SV Grefrath kennt.

Über einen Grefrather, den Trompeter Markus Türk, ist die Gruppe zudem an niederrheinische Hilfe in Brasilien geraten. „Markus hat uns von Achim Freitag erzählt. Er stammt aus Kempen und lebt sei einigen Jahren in Brasilien“, sagt Jürgen Claßen. Freitag will den Besuchern aus Deutschland unter anderem bei der Buchung weiterer Inlandsflüge helfen. „So ein Service ist viel wert“, ergänzt der Kempener Mitfahrer Bernd Lommetz, Vorsitzender des SV Grefrath.

Der Auswanderer kann den Niederrheinern möglicherweise auch Tipps in Sachen Sicherheit geben. „Wir machen uns aber keine großen Sorgen“, sagt Achim Heinrich. Man müsse sich an bestimmte Regeln halten und gewisse Bezirke in den Städten meiden. „Und wir sind ja zu siebt. Wir wollen alles gemeinsam machen“, ergänzt Rainer „Hotte“ Eberharter.

Apropos Eberharter: Der Kempener mit dem nicht wirklich niederrheinischen Namen ist so etwas wie der Exot in der Fangruppe. „Mein Herz schlägt für Österreich“, sagt „Hotte“, der im Besitz eines Passes der Alpenrepublik ist. „Aber die spielen ja nicht mit. Insofern genieße ich die deutschen Spiele, die WM und das Land.“ Ein Deutschland-Trikot, wie die anderen Sechs eines haben, wird Eberharter aber nicht tragen. Er schwört auf das rote Leibchen mit dem Namen des Austria-Stars David Alaba.

Bleibt noch die Frage, wie man auf die Idee zu so einer Abenteuerreise kommt. „Drei von uns sind 2006 zur WM durch Deutschland gereist“, erklärt Uli Claßen. „Das war so ein toller Sommer. Da haben wir gesagt, dass wir das auch mal in einem anderen Land erleben wollen.“ 2007 wurde die WM 2014 dann an Brasilien vergeben. Claßen: „Da haben wir angefangen, zu sparen. Und mit der Zeit sind weitere Mitstreiter hinzugekommen.“ Und jetzt kann’s losgehen: Auf nach Brasilien — ganz ohne Plan B!

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