Behinderten-Turnier: Rollstuhlfahrer nur im Tor erlaubt

Einsatz als Feldspieler sei aufgrund der Verletzungsgefahr nicht möglich. Das ärgert ein Krefelder Team.

Kempen. In zehn Tagen treten wieder Mannschaften beim Kempener Hallenfußball-Turnier für geistig und körperlich behinderte Spieler an — wie seit 20 Jahren schon. Freiwillig verzichten wird diesmal das Team der Gemeinschaft ohne Grenzen (GoG) Krefeld, weil ihr Rollstuhlfahrer nicht als Feldspieler mitwirken darf.

„Wir sind als Veranstalter für die Sicherheit aller Teilnehmer verantwortlich. Und die können wir nicht gewährleisten, wenn ein Rollstuhlfahrer als Feldspieler mitwirkt. Die Verletzungsgefahr ist zu groß“, begründet Dennis Treker, Obmann der Fußballabteilung des TuS St. Hubert, die Entscheidung.

In den vergangenen beiden Jahren hatte die GoG-Mannschaft an dem Turnier teilgenommen und durfte dabei auch einen Rollstuhlfahrer einsetzen, allerdings nur im Tor. „Als Torwart wäre ein Einsatz auch in diesem Jahr wieder möglich gewesen. Wir schließen niemanden aus. Nur eine Erlaubnis für einen Einsatz als Feldspieler konnten wir wegen der Verletzungsgefahr nicht geben. Das gilt für alle Mannschaften“, sagt Treker.

Ein Einsatz ihres Rollstuhlfahrers im Tor kam für Lina Schröder, Leiterin der GoG-Fußballabteilung, aber nicht infrage. „Da ist für unseren Spieler die Verletzungsgefahr zu hoch, wenn die Bälle ohne Rücksicht aufs Tor geschossen werden.“

Deshalb werde der Spieler seit längerem nur noch auf dem Feld eingesetzt. „Der Rollstuhl ist gepolstert. Wir trainieren regelmäßig, es ist noch kein Unfall passiert“, kann Schröder die Sicherheitsbedenken nicht ganz nachvollziehen.

Eine Gefahr bestehe ihrer Meinung nach nur, weil zum Teil „rücksichtslos und unkontrolliert gespielt wird. Das liegt aber in der Verantwortung der Trainer, auf Rücksicht hinzuweisen. Da verfolge ich wohl einen anderen Denkansatz, es darf nicht nur ums Gewinnen gehen“, sagt Schröder: „Ich weiß zu schätzen und finde es sehr gut, dass das Turnier angeboten wird.

Unseren Spielern hat es auch immer viel Spaß gemacht. Aber es sollten alle gleich mitmachen können. Da das nicht geht, verzichten wir.“ Die Fußballer der GoG veranstalten nun selbst ein Turnier.

Zudem, so Schröder, sei ihr gesagt worden, dass auch die mögliche Verschmutzung des Hallenbodens eine Rolle spiele. „Ich verwies darauf, dass der Rollstuhl unseres Spielers keine Streifen hinterlässt“, sagt Schröder.

„Wir haben die Auflage, dass der Hallenboden sauber bleibt. So eine Reinigung kostet schließlich wahnsinnig viel Geld“, sagt Treker. Daran liege die Einsatz-Einschränkung für Rollstuhlfahrer allerdings nicht. „Grund ist unsere Verantwortung für die Sicherheit aller Teilnehmer, die wir nur so gewährleisten können. Auch andere Teams sind übrigens dafür, dass keine Rollstuhlfahrer auf dem Feld zum Einsatz kommen“, sagt Treker.

Von der Stadt hat es bezüglich des Einsatzes von Rollstuhlfahrern keine Vorgaben gegeben. „Die Stadt Kempen hat definitiv niemals gesagt, dass Rollstuhlfahrer nicht am Turnier teilnehmen dürfen“, sagt Pressesprecher Christoph Dellmans. Die Veranstaltung finde seit 20 Jahren mit Erfolg statt. Das soll so bleiben. „Rollstuhlfahrer sind herzlich willkommen, auf allen Positionen mitzuspielen.“

Probleme habe es in den vergangenen Jahren nur damit gegeben, dass nach dem Turnier „sehr viele Streifen“ auf dem Hallenboden zu finden gewesen seien. Ursache ist laut Dellmans, dass die Sportler häufig Schuhe mit einer dunklen Sohle tragen.

Die Verwaltung habe den Veranstalter deshalb darauf aufmerksam gemacht, darauf zu achten, dass die Teilnehmer Schuhe mit heller Sohle tragen. „Ansonsten sieht die Genehmigung für das Turnier aus wie in den vergangenen Jahren. Rollstuhlfahrer dürfen mitmachen.“

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