Bienenstich am Altstadt-Wall

Die Öko-Experten staunen: Eine seltene Wespenart hat sich im Basalt-Pflaster am Kuhtor eingenistet.

Kempen. Tierische Grausamkeiten spielen sich zurzeit am Kuhtor unter Tage ab. Dort hat sich in der Basalt-Pflasterfuge vor dem Architekturbüro Pastor eine Wespe festgesetzt, die ameisenfleißig auf Bienenfang geht und dem gefräßigen Nachwuchs die betäubten Insekten bringt. Bienenwolf, lateinisch Philanthus triangulum, heißt das Tierchen, das ansonsten harmlos ist und nur zusticht, wenn es sich bedroht fühlt.

"Anfangs dachte ich beim Anblick der Sandhäufchen zwischen den Basaltsteinen, dass sich hier Ameisen breit gemacht haben", berichtet Architekt Martin R. Pastor, der seit knapp sieben Jahren in dem Neubau am Möhlenwall 2 sein Büro betreibt. Bei näherer Betrachtung entpuppten sich die fleißigen Buddler, die nach jedem Raubzug wieder fein säuberlich ihr Löchlein bedecken, als Wespe.

Pastor rief sofort bei der Stadt an und erkundigte sich, was nun zu tun sei. Im Rathaus verwies man den 55-Jährigen an den Kempener Nabu-Vorsitzenden Hans Palm. Der machte große Augen, als er das Treiben am Kuhtor unter die Lupe nahm. Noch nie, so Palm, sei diese Wespen-Gattung in Kempen gesichtet worden - ein Phänomen!

Doch leider hat sich die seltene Wespe ein sonniges Plätzchen am Kuhtor ausgesucht, das tagein/tagaus genutzt wird - in anderthalb Wochen traben etwa die Athleten beim Altstadtlauf über den Möhlenwall. "Ich bin als Tierfreund natürlich gerne bereit, die Nester mit Flatterband zu schützen", sagt Martin Pastor und sucht jetzt noch mal den Kontakt zur Stadt.

Gattung Die Wespe gehört zur Grabwespen-Familie in der Insekten-Familie Hautflügler.

Auftreten Ab Mitte Juni sind die schwarzgelben Flieger zu beobachten. Man erkennt den Bienenwolf am großen Kopf und den dickeren Fühlern.

Grösse Die Weibchen dieser Wespenart sind mit 13 bis 18 Millimetern doppelt so groß wie die Männchen.

Lebensraum Der Bienenwolf wird immer seltener, weil sein bevorzugter Raum - Steppen - seltener wird.

Nahrung In Europa ernährt sich der Bienenwolf ausschließlich von der Honigbiene. Er greift sein Opfer rasant an und betäubt es durch einen Stich mit Gift. Mit der erbeuteten Biene im Schlepptau fliegt die Wespe zu ihrem Sandnest und füttert damit ihre Larven.

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