Das Ende einer Kempener Ära

Mit einer Betonschere wurde am Freitag mit dem Abriss der Beamtenlaufbahn begonnen.

Kempen. Für Baggerfahrer Wolfgang Lewitzki war Freitag wohl ein Arbeitstag wie viele andere auch: Um 10.10 Uhr besteigt er einen Bagger der Abbruchfirma Sanders, lässt den Motor an und beginnt damit, den Greifarm zu steuern. Um 10.12 Uhr setzt er die Betonschere an ein Gebäude an. Sein Auftrag lautet: Abreißen!

Für viele Kempener hingegen war Freitag aber kein normaler Tag: Denn das Gebäude, das Wolfgang Lewitzki und seine Kollegen abreißen, ist das ehemalige Kreishaus in der Altstadt. Schon vor zehn Uhr versammeln sich viele Schaulustige rund um das Gelände an Orsay- und Burgstraße, um den Anfang vom Ende des Gebäudes mitzuerleben. Der frühere Sitz des Kreises und der Polizei muss weichen — die Immobilienfirma von Ralf Schmitz baut bis 2014 den Klosterhof mit exklusiven Wohnungen und Ladenlokalen.

Behutsam und präzise steuert Baggerfahrer Lewitzki die Betonschere in Richtung Beamtenlaufbahn. Die Verbindung zwischen Kreishaus und Franziskanerkloster muss als erstes dran glauben. Die Schere setzt am markanten Schriftzug „Kulturforum Franziskanerkloster“ an. Es kracht und klirrt, die Scheiben der Beamtenlaufbahn gehen zu Bruch, Betonbrocken brechen heraus. Das Wort "Kultur“ fällt als erstes zu Boden.

„Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man das so sieht“, sagt eine etwas wehmütige Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese. Bürgermeister Volker Rübo stimmt zu: „Heute geht für Kempen eine Ära zu Ende. Das ist so etwas wie die letzte Erinnerung an das Dasein als Kreisstadt.“ Dafür könnten sich die Kempener aber auch auf etwas Neues freuen. „Der Klosterhof wird das Stadtbild verschönern“, so Rübo.

Aber noch steht das Kreishaus — noch: „Wir werden das Gebäude Stück für Stück abreißen“, erläutert Ludger Wilkes, Projektleiter der Firma Schmitz. „Die Beamtenlaufbahn wird voraussichtlich am Montagabend komplett gefallen sein“, so Wilkes. „Danach nehmen wir uns das Hauptgebäude vor.“ Dies werde von den „äußeren Ecken nach innen“ abgerissen. Wahrscheinlich Mitte April ist das Kreishaus dann endgültig Geschichte.

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