Das Zölibat in der Diskussion

CDU-Bundespolitiker fordern, dass Priester heiraten dürfen. Lob und Kritik gibt es aus Kempen, Grefrath und Nettetal.

Kempen/Grefrath/Nettetal. Acht bekannte CDU-Politiker haben sich in einem Brief gegen das Zölibat für katholische Priester ausgesprochen. Dazu gehören unter anderem Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesbildungsministerin Annette Schavan sowie die ehemaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel, Erwin Teufel und Dieter Althaus.

Die Unterzeichner bitten die deutschen Bischöfe darum, sich in Rom dafür einzusetzen, auch verheiratete Männer als Priester zuzulassen. Auf diese Weise soll dem Notstand an Seelsorgern in den katholischen Gemeinden begegnet werden.

Auch in der Region sorgt der Brief für regen Gesprächsstoff. „Meiner Meinung nach bringt die Abschaffung des Zölibats nichts, und ich weigere mich auch, das als einzige Lösung zu sehen.“, sagt Barbara Saitner-Holtemeyer auf Anfrage der WZ.

Die Vorsitzende des Kempener Pfarrgemeinderats von St. Marien, St. Josef und Christ-König meint, dass die Gründe für den Priestermangel vielmehr in einer veränderten Gesellschaft zu suchen seien. Es handele sich zudem um eine europäische Diskussion, die den Vatikan angesichts einer Weltkirche überhaupt nicht beschäftige. In Südamerika und Afrika habe man mehr als genug junge Priester.

Der Kempener Vize-Bürgermeister Otto Birkmann (CDU) meint, dass man über den Vorstoß seiner Parteikollegen zumindest nachdenken sollte: „Ich warne vor Schnellschüssen, so etwas muss intensiv diskutiert werden.“ CDU-Ratsherr Horst Latzel ist eher skeptisch. „Wer sagt denn, dass das überhaupt Erfolg hat?“, fragt er und schlägt vor, vermehrt Gemeindereferenten einzusetzen. Diese dürften Gottesdienste leiten und dennoch heiraten.

Die Grefrather CDU-Vorsitzende Kirsten Peters begrüßt die Idee: „Ich finde es gut, wenn man weiterdenkt.“ Viele Gemeinden befänden sich in einer schwierigen Situation. „Ich wüsste nicht, warum man das nicht machen sollte.“

Auch Werner Backes lobt den Anstoß der prominenten Politiker: „Ich finde es toll, dass sie sich so geäußert haben.“ Der Sprecher des Lobbericher Pfarrgemeinderates hält es für wichtig, dass sich die katholische Kirche öffnet. „Ich zweifele aber aufgrund der Strukturen daran, dass so etwas überhaupt schnell umgesetzt werden kann.“

„Ich persönlich kann das Ansinnen nur unterstützen“, sagt Nettetals CDU-Vorsitzender Jürgen Boyxen. Er könne nicht für die anderen Parteimitglieder sprechen, da es zu viele unterschiedliche Meinungen gebe. „Ich selber finde es aber in Ordnung, dass in Bezug auf das Zölibat etwas in Bewegung kommt.“

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