Den Kempener Jecken droht wieder ein Umweg

Die Baustelle auf der Judenstraße könnte 2016 stören. Außerdem: Ein Scherzkeks sammelt Geld für Farbe.

Den Kempener Jecken droht wieder ein Umweg
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Die Kempener Jecken sind flexibel. Das haben sie beim Rosenmontagszug 2013 bewiesen. Wegen der Klosterhof-Baustelle mussten die Narren einen Umweg in Kauf nehmen: Statt wie gewohnt über Thomas-, Burg- und Orsaystraße ging es direkt auf den Ring. Jetzt ist der Klosterhof bekanntlich fertigt. Somit dürften sich die Jecken 2016 ja wieder auf einen gewohnten Zugweg freuen. Oder auch nicht . . . Wie schon geflüstert, wird ab 2015 auf der Judenstraße gebuddelt. Und die Sanierungen von Kanälen, Leitungen und Straße dauern bis ins Frühjahr 2016. Somit würde es eng, sollten die Jecken am 8. Februar über die Judenstraße ziehen wollen.

„Wir haben in dieser Woche bereits verschiedene Optionen diskutiert“, berichtet Stadtsprecher Christoph Dellmans auf Anfrage des Flüsterers. Und zwei scheinen in die engere Auswahl zu kommen. „Die eine Idee ist, die Baustellenpause, die wir im November, Dezember und Januar wegen St. Martin, Weihnachtsmärkten und Winterwetter einlegen, zu verlängern“, sagt Dellmans. „Bis zum 9. Februar.“ Die zweite Option ist, schon im Januar wieder zu buddeln. Das würde erneut einen närrischen Umweg bedeuten: Wie 2013 würde der Zug direkt von der Thomasstraße auf den Ring umgeleitet. Über Burg- und Möhlenring ginge es dann auf die Ellenstraße. Und vom Buttermarkt aus nicht auf die Juden-, sondern über das Stückchen Kuh- auf die Orsaystraße. Vorbei am Klosterhof würde es danach über die Burg- auf die Engerstraße gehen. „Welche Option gezogen wird, ist noch offen“, sagt Dellmans. Das werden Stadt und Karnevalsverein jetzt diskutieren.

Und noch einmal auf die Judenstraße — diesmal in die Gegenwart: „Unsere neue Weihnachtsbeleuchtung hängt“, sagt Optiker Stephan Bunse stellvertretend für die Geschäftsleute der Judenstraße. Investiert haben die Händler unter anderem in die Schriftzüge, die zum Besuch der Judenstraße einladen. Drei Stück hängen an Patersgasse, Buttermarkt und Engerstraße. „Neu ist, dass wir jetzt LED-Licht haben“, sagt Bunse. Dieses wirke farblich heller und vor allem spare es Strom. Das freut doch den Kämmerer der Stadt, Hans-Josef Aengenendt. Schließlich gibt es in Kempen den weihnachtlichen Deal, dass die Geschäftsleute für den adventlichen Lichterschmuck sorgen und die Stadt die Stromkosten übernimmt.

Die Fälscher sind endlich volljährig: Das Weihnachtskonzert der Kempener Coverband geht nämlich am 23. Dezember in die 18. Auflage. Traditionell feiern rund 1000 Fans Jahr für Jahr den Weihnachtsrock im Kolpinghaus, Peterstraße 23. „Und so soll es auch in diesem Jahr sein“, sagt Keyboarder Benedict Hoppenkamps. Zum 18. Geburtstag denkt die Band an viele schöne Ereignisse der vergangenen Jahre zurück. „Es ist schon toll, was aus einer Veranstaltung mit 80 Gästen im Gleumes am Bahnhof geworden ist. Die Fälscher sind Kult“, sagt Hoppenkamps mit Stolz. Die Band hat in diesem Jahr neues Personal dabei: Nachdem Samir Ljubaj im Sommer die Gitarre aus beruflichen Gründen zur Seite gelegt hatte, hat sich die Band jetzt gar für zwei neue Gitarristen entschieden: Jörg Friedmann aus Neukirchen-Vluyn und Ralph Bierig aus Aldekerk. Neben Hoppenkamps bleibt es ansonsten bei der bewährten Fälscher-Besetzung: Ingo Klinkhammer (Schlagzeug), Daniel Stoffel (Gesang), Hans-Georg Hein (Bass) und als Gast ist wieder Sängerin Carolina Gonzales dabei.

Ach ja: Und ab wann gibt es Karten für den Weihnachtsrock? Ab Montag gibt es die Tickets (zehn Euro pro Stück) an verschiedenen Vorverkaufsstellen: Lichtspiele, Buttermarkt, Self-Markt, Otto-Schott-Straße, Kolpinghaus, Peterstraße, Der St. Huberter Reisefuchs, Breite Straße. „Und bei jedem Bandmitglied“, ergänzt Benedict Hoppenkamps.

Der Klosterhof ist bekanntlich schon länger fertig und jetzt ja auch der gläserne Eingang zum Kramer-Museum. Der Bereich des früheren Kreishauses hat also ein völlig anderes Gesicht bekommen. Doch, halt: Ein Relikt, das nicht wirklich schön anzusehen ist, ist noch da. Die Rede ist von der Sakristei der Paterskirche. Ein nicht wirklich schönes Anhängsel des prächtigen Sakralbaus. Schon gar nicht die Farbe. Kurzum: Dort sieht es aus, als wäre die Zeit stehengeblieben — irgendwann, als der Kanzler Helmut Schmidt hieß und Deutschlands bester Fußballer Franz Beckenbauer war. In der Zeit von Angela Merkel und Bastian Schweinsteiger (Achtung: das ist die subjektive Meinung des Flüsterers) wünscht sich jemand dringend einen neuen Anstrich der Sakristei. Und zwar so dringend, dass er einen Karton als „Spardose“ vor dem Schandfleck platziert hat. „Spende für Farbe“ ist auf einem Schild zu lesen. Allzu lang muss der Scherzkeks gar nicht mehr auf einen neuen Anstrich warten. Wie schon am Freitag von der WZ berichtet, plant die Stadt, dass es im Frühjahr frische Farbe gibt. Immerhin. Obwohl eine komplett neue Lösung ja auch irgendwie schöner wäre.

Noch einmal ein Schritt zurück zum Kramer-Museum: In den Kreuzgängen geht es am Samstag und Sonntag kulinarisch und weihnachtlich zur Sache. Denn der Spekulatiusmarkt trägt nicht nur den Namen der weihnachtlichen Leckerei, sondern hat diese auch im Programm. Eine Kempener Traditionsbäckerei bietet eine Kostprobe des Mürbeteig-Gebäcks an. Da der weihnachtliche Basar begleitend zu der Ausstellung „Weihnachten bei Queen Victoria und Prinz Albert“, die noch bis zum 1. Februar 2015 zu sehen ist, stattfindet, werden im Museumscafé im Rokokosaal zudem englische Spezialitäten wie Cup Cakes und Short Bread angeboten. Neben weihnachtlicher Dekoration gibt es in Anlehnung an Königin Victorias Vorliebe für Handarbeiten witzige Nähkästchen, Handgestricktes und antiken Schmuck. Liköre, englische Marmelade und Geschenkboxen zum traditionellen englischen „boxing day“ am 2. Weihnachtsfeiertag bringen dann noch ein bisschen mehr England nach Kempen. Der Spekulatiusmarkt ist jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Von 14 bis 15 Uhr spielt an beiden Tagen ein junges Blech-Bläser-Trio in der Paterskirche. Der Eintritt zum Markt kostet drei Euro.

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