Der Kampf gegen Fremdenhass

Der Grünen-Ratsherr Jeyaratnam Caniceus wird von NPD-Anhängern bedroht. Der Staatsschutz ermittelt.

Kempen. Jeyaratnam Caniceus, Grünen-Ratsherr in Kempen und Abgeordneter im Kreistag, fühlt sich bedroht — von Anhängern der rechtsradikalen Partei NPD.

Der aus Sri Lanka stammende Familienvater wurde im Internet beschimpft und rassistisch beleidigt.

Nachdem er sich in einer Kempener Ausschusssitzung dahingehend geäußert hatte, dass die Stadt freiwillig mehr Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen soll (die WZ berichtete), begannen die Beschimpfungen.

Caniceus wurde im sozialen Netzwerk Facebook und auf den Seiten der NPD unter anderem als „Grünen-Neger“ beschimpft. Zudem wurde der Kempener aufgefordert, „innerhalb von zwei Jahren mit dem Rest seiner Sippe in seine Heimat zurückzukehren“.

Ferner wurde Caniceus Opfer einer fremdenfeindlichen Aktion, die die Jugendorganisation der NPD derzeit bundesweit durchzieht: Im Briefkasten des Politikers lag ein Kondom mit der Aufschrift „Ausländer und ausgewählte Deutsche“.

„Auch mit Blick auf das, was in den letzten Jahren durch die NSU in Deutschland passiert ist, bekomme ich ein mulmiges Gefühl“, sagt Caniceus.

Deshalb habe er Anzeige erstattet. Das bestätigt der Mönchengladbacher Polizeisprecher Willy Theveßen. Die Gladbacher Behörde ist zuständig, weil bei fremdenfeindlichen Hintergründen die Abteilung Staatsschutz ermittelt.

„Die Ermittlungen laufen“, so Theveßen. Staatsschutz und Staatsanwaltschaft prüfen verschiedene Vorwürfe: „Verdacht auf Volksverhetzung“ und „Beleidigung“ seien zwei davon. Ferner gibt es nach Angaben des Netzwerks Buntes Kempen, das sich seit knapp zwei Jahren gegen Rassismus wehrt, „polizeilich aktenkundige Bedrohungen gegen Mitglieder des Netzwerks“.

Davon hat auch der Kempener Politikwissenschaftler Klaus-Peter Hufer gehört. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Problemen mit Rechtsradikalen — auch in Kempen. „Es darf auf keinen Fall unterschätzt werden, dass es in Kempen eine empörende Präsenz von Plakaten und rechten Parolen — gerade zur Bundestagswahl — gibt“, sagt Hufer.

Allerdings sieht er die Schwierigkeiten mit der NPD in Kempen als „Problem um eine Person“ an. Die Rede ist von Philippe Bodewig, der in Kempen lebt und Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Krefeld-Kleve ist.

„Er zeigt in Kempen Präsenz, hat aber nur eine kleine Gefolgschaft von jungen Leuten“, so Hufer. „Man darf das Problem sicher nicht unter den Teppich kehren. Wir sollten aber keinesfalls in Panik verfallen“, sagt der Professor und Dozent der Universität Duisburg-Essen.

Ein gutes Zeichen gegen Rechts sei die Aktion einiger Bürger am Wahlsonntag gewesen. Am 22. September wurden Plakate, die die NPD auf dem Buttermarkt aufgehängt hatte, mit Tüchern verhüllt (die WZ berichtete).

„Als die Plakate aufgehängt wurden, herrschte bei den Bürgern große Empörung. Diese dann zu verhüllen, halte ich für eine sehr kreative und intelligente Idee“, sagt Klaus-Peter Hufer.

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