Diagnose Brustkrebs: „Das Leben ist eben nicht selbstverständlich“

Petra Zahrt bekam im Sommer 2012 die Diagnose Brustkrebs. Über ihre Erlebnisse und Rückschlüsse hat sie jetzt ein Buch geschrieben.

Diagnose Brustkrebs: „Das Leben ist eben nicht selbstverständlich“
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen/Köln. Auf den ersten Blick ist Petra Zahrt eine starke Frau. Als selbstständige PR-Beraterin hat sie Kunden in ganz Deutschland. Privat sprüht sie vor Lebensfreude. Auf den zweiten Blick war das mal ganz anders. Am 11. Juni 2012 bekam sie im Alter von 44 Jahren die Schockdiagnose: Brustkrebs. „Ich dachte damals, es zieht mir den Boden unter den Füßen weg“, sagt Zahrt im Januar 2015. Kürzlich hat die Kölnerin, die aus Kempen stammt, ein Buch über die Zeit seit Sommer 2012 veröffentlicht. Am Freitag liest sie im Arnoldhaus aus ihrem Werk „Auf den zweiten Blick“ (siehe Kasten).

Operationen, Chemo-Therapie, Reha-Aufenthalt — all’ das hat Petra Zahrt in den vergangenen Jahren erlebt. „Manchmal denkst du, dass du das gar nicht bist“, erzählt sie von ihren Gedanken beim Blick in den Spiegel. „Ich habe mir vor der Chemo die Haare abrasieren lassen. Ich wollte nicht, dass sie nach und nach ausfallen.“ Auf den zweiten Blick habe sie aber immer wieder erkannt, dass sie noch sie selbst ist.

So kam auch der Titel des Buches zustande, das ursprünglich als Fotodokumentation geplant war. „Es war ein Moment morgens um 4.30 Uhr im Krankenhaus“, erinnert sich die Autorin. „Nach langen Wochen der Ungewissheit mit vielen deprimierenden Momenten hatte ich plötzlich das Gefühl: ,Da machst du jetzt ’was draus’“, beschreibt sie im Journalisten-Jargon. „Ich stand auf und fragte die Nachtschwester, ob ich ein Foto von ihr machen dürfte“, sagt Zahrt. Sie durfte — und im Laufe der nächsten Wochen und Monate entstanden weitere Fotos von ihr selbst, Krankenhausfluren oder kurzen Urlaubsaufenthalten.

Schnell habe sie festgestellt, dass die Fotos nicht ausreichen, um die Erlebnisse zu dokumentieren. „Dann habe ich angefangen Interviews mit Ärzten, Freunden und engsten Familienmitgliedern zu führen. Ich habe mich so gefreut, wieder journalistisch zu arbeiten“, so die PR-Beraterin, die ihr Volontariat vor mehr als 20 Jahren bei der WZ in Kempen absolviert hat.

Diese Interviews sind im Buch zu finden. „Ich habe zum Beispiel mit meinem Mann Thomas und meiner Mutter gesprochen. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie habt Ihr eigenlich diese schlimme Zeit empfunden?“ Insofern ist „Auf den zweiten Blick“ eben kein typisches Tagebuch eines Krankheitsverlaufes. Es werden andere Blicke auf die Situation gewährt. „Ich möchte mit dem Buch Betroffenen von Brustkrebs, aber auch Angehörigen und Freunden helfen“, sagt Petra Zahrt. „Für die Leute in meinem Umfeld war es auch eine schwere Zeit. Das ist mir in den Gesprächen für das Buch so richtig bewusst geworden.“

„Aus der Krankheit habe ich auch ein paar Schlüsse gezogen“, erzählt sie während des Gesprächs in der WZ-Redaktion. „Heute mache ich Sport, habe meine Ernährung umgestellt, lebe bewusster. Das Leben ist eben nicht selbstverständlich. Ich genieße das Leben.“

Während der Krankheit war das nicht immer so. „Es gab Tage, da konnte ich das Haus nicht verlassen“, sagt die 46-Jährige und ergänzt: „Man darf aber auch mal deprimiert sein. Das ist in Ordnung.“ Geblieben sei auch ein „großer Respekt vor dem eigenen Körper“. „Es ist irre, wenn du siehst, was dein Körper alles schafft“, erinnert sich Zahrt unter anderem an die Zeit der Reha.

Anfang 2015 geht es Petra Zahrt gut: „Mein Energiespeicher ist noch nicht komplett voll. Es wird aber immer besser.“ Mit großer Motivation will sie auch wieder mehr arbeiten. Apropos Motivation: „Das muss ich noch loswerden. Mein Buch soll Erkrankte motivieren: Es ist nicht zu Ende, es geht weiter“, sagt Petra Zahrt, eine starke Frau — nicht nur auf den ersten Blick.

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