Ein Talent mit viel Gefühl

Konstantin Reinfeld spielt Mundharmonika. Der 15-Jährige aus Kempen ist in der Blues-Szene ein Hoffnungsträger.

Kempen. Augen zu und durch — so einfach ist Mundharmonika spielen dann doch nicht. Für Konstantin Reinfeld ist der Blues jedoch gleichbedeutend mit unmittelbarem Gefühl — ein Gefühl, das er am besten mit geschlossenen Augen aufspüren kann.

Der 15-jährige Kempener besucht die zehnte Klasse des Gymnasiums Thomaeum, seine Lieblingsfächer sind Mathematik und Englisch. Die wirkliche Leidenschaft des Jugendlichen gilt jedoch der Musik — genauer gesagt dem Blues und Jazz. Konstantin ist ein Naturtalent an der Bluesharp, deren Spiel er sich anfangs selbst beigebracht hat.

Das war vor zweieinhalb Jahren. Zuvor spielte er eine Zeit lang Klavier und dann Klarinette. Dann schaute Konstantin die Castingshow „Das Supertalent“, die der Mundharmonika-Spieler Michael Hirte gewann, und war begeistert vom Klang des Instruments. Ende 2008 lag dann seine erste Hohner Bluesharp unterm Weihnachtsbaum.

„Damit fing alles an“, blickt der 15-Jährige zurück. Er hörte sich durch das elterliche CD-Regal, übte das Nachspielen von Blues-Songs der Harp-Legenden Little Walter und Sonny Boy Williamson. „Ich habe ihr Spiel studiert, denn darauf baut alles andere auf.“

Sein erster Harp-Lehrer kam an den Punkt, an dem er Konstantin nichts mehr beibringen konnte. Der Kempener lernte übers Internet in Fernkursen weiter, baute sein Können aus. Über den Kempener Gitarristen Leo Hormes kam er in den Proberaum der Band „Flat Blues Ltd.“, die den Chicago-Stil der 1950er Jahre pflegt. Zusammen besuchten sie die Frankfurter Musikmesse, wo Konstantin Reinfeld auf dem Blues-Harp-Meeting des deutschen Instrumentenbauers Hohner Mundharmonika spielte.

Damit erregte er so viel Aufsehen, dass das Talent zum „Endorser“ von Hohner ernannt wurde. Das bedeutet, dass Reinfeld bei Hohner unter Vertrag steht. Er bekommt verschiedene Harps zur Verfügung gestellt und darf nur noch Hohner-Instrumente spielen. Mittlerweile umfasst sein Alu-Koffer rund 40 Instrumente. Eine Lieblings-Harp hat er auch: „Das ist die Golden Melody“, ein elegantes Instrument mit Messing-Stimmplatten, Holzkorpus und Edelstahl-Deckel.

So ausgestattet reist der Stipendiat der Harmonica Masters Workshops nach Trossingen (Sitz von Hohner) zum dreitägigen Workshop der Spieler. „Die Harp-Szene ist relativ klein. Daran nehmen um die 120 internationalen Musiker unter Leitung von Steve Baker teil“, erklärt Reinfeld. Am Anfang, so sagt er, sei es spannend gewesen, all diese großen Harp-Spieler — seine Vorbilder — kennenzulernen. Sein Fazit fällt nüchtern aus: „Das sind ganz normale Leute. Aber jeder ist Harpspieler ist verrückt, jeder liebt sein Instrument.“

Nach Zukunftsplänen gefragt, verrät das Talent: „Ich möchte mein Spiel weiterentwickeln. Nach dem Abitur möchte ich studieren, vielleicht Jazz. Auf jeden Fall soll es etwas mit Musik werden.“ Der Weg dahin ist noch weit, aber machbar: Einfach Augen zu und durch. . .

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