Einblicke in Welt der Briefmarken

Marken, Umschläge und Alben zeigten gestern die Philatelisten. Auch junge Sammler waren dabei.

Einblicke in Welt der Briefmarken
Foto: Reimann

Kempen. Die Tische in der Mensa der Martin-Schule bogen sich unter vollen Alben und Sammelkisten. Es wurde gefachsimpelt und gefeilscht. Jedes Papierquadrat buchstäblich genau unter die Lupe genommen, penibel einsortiert und beschriftet.

Die Philatelisten Kempen gaben gestern bei ihrem Großtauschtag in der Martin-Schule Einblicke in die vielfältige Welt des Briefmarkensammelns. Marken, Umschläge und Alben konnten von 9 bis 15 Uhr gekauft und getauscht werden. Darunter waren Einzelexemplare für mehrere hundert Euro, aber auch Wühlkisten mit Marken für 50 Cent pro Stück. Eine Besonderheit war ein Auszug der Heimatsammlung rund um Thomas a Kempis.

„Die meisten kommen über die Eltern zum Briefmarkensammeln“, sagt Josef Vinken, Vorsitzender der Philatelisten Kempen. Das Interesse der Eltern mache die Kinder aufmerksam. „Außerdem erben viele eine Sammlung“, so Vinken. „Dann stellt sich die Frage, ob man verkauft oder weiterführt.“

Auch gebe es unterschiedliche Sammlertypen: „Diejenigen, die die Briefmarken beispielsweise bei der Post bestellen, die Marken in ein Album stecken und dieses dann wegschließen und die, die mit Herzblut dabei sind, zum Tauschen gehen und sich auch mit den Hintergründen beschäftigen.“ Denn zum Briefmarkensammeln gehöre viel Wissen. Jede Marke erzähle eine Geschichte.

Angefangen mit ihrem Wert. „Man kann nicht sagen, dass vor allem alte Briefmarken teuer wären. So eine Regel gibt es nicht“, erklärt Vinken. „Auch sind manchmal die postfrischen billiger und mal die gestempelten.“ Relevant seien die Größe der Ausgabe und die Historie.

Als Beispiel führt er die Jahre 1949 bis 1955 in Deutschland an. „Aus dieser Zeit sind die postfrischen Marken Mangelware und dementsprechend teuer.“ Damals hätten die Leute aufgrund des Geldmangels nur wenige Briefmarken gekauft. „Und die erworbenen wurden verschickt und abgestempelt. Man kaufte sie nicht grundlos“, so Vinken.

Aus der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg würden vor allem gestempelte Marken nachgefragt. „Damals änderte das Geld fast wöchentlich seine Wertigkeit. Die Briefmarken konnten also manchmal nur eine Woche lang verschickt werden“, erläutert der Vorsitzende.

Damit die Geschichten weitererzählt werden können, kümmert sich Klaus Wollersheim um den Sammler-Nachwuchs. Bundes- und EU-Länder an Hand der kleinen Vierecke lernen — die Arbeitsgemeinschaften in Schulen „rund um die Briefmarke“ erfreuen sich großer Beliebtheit.

„Wir fragen die Kinder nach ihren Interessen. Darauf können wir dann in Projekten zum Beispiel eine Sammlung aufbauen“, erzählt Wollersheim. Die Ergebnisse konnte man gestern beim Großtauschtag bewundern. Dinosaurier, Fußballer und Bauernhof-Tiere kommen in den sechs Seiten umfassenden Kollektionen der Schüler vor.

Daneben konnten sich die Jugendlichen bei einem Workshop im „richtigen“ Sammeln üben. Zuerst kam das korrekte Ablösen der Marke dran, dann die Prüfung der Erhaltung mit Lupe und Prüfgerät. Als letztes musste die Marke mit einer Pinzette in das richtige Album einsortiert werden. Hierfür lagen Kataloge aus.

Neben den Arbeiten der Schüler hatte ein Auzug der Thomas-von-Kempen-Sammlung einen besonderen Platz in der Ausstellung. Ein befreundeter Sammler hatte Wollersheim die Sammlung für seine Jugendlichen zur Verfügung gestellt. „Die Kollektion ist einzigartig.

Neben den Thomas-a-Kempis-Marken finden sich auch die anderen Utensilien wie Postkarten mit Kempen-Motiven und Umschläge“, schwärmt Wollersheim. Die Marke wurde 1971 anlässlich des 500. Gedenktages des Schriftstellers von der Deutschen Post herausgegeben. Das Kempen eine eigene Briefmarke habe, sagt Wollersheim, erfülle ihn mit Stolz.

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