Erdbeeren bis Heiligabend

Landwirtschaft: Auf dem Spargelhof Küthen gibt es jetzt wieder frische Erdbeeren – aus heimischem Anbau.

<strong>Unterweiden. Die Erdbeeren hängen faul herum und lassen sich die Sonne auf die Haut scheinen. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, auch wenn es Herbst ist und an Sonnenbaden nur in fernen Ländern zu denken ist. Im Gewächshaus von Thomas Küthen hängt das rote Obst bei 20 Grad in Kästen, gefüllt mit Torf, etwa anderthalb Meter über der Erde. "Einfacher zu pflücken", sagt der Landwirt. "Da muss sich keiner mehr bücken." Pflücken ist eigentlich auch nicht der richtige Begriff: Die Gewächse werden vom Stängel geschnitten, damit es keine Druckstellen gibt.

"Wir sind zuversichtlich, dass sich das Risiko lohnt."

Seit gut einer Woche gibt es im Spargelhof am Krefelder Weg 100 wieder hiesige Erdbeeren - aus einem Gewächshaus, das Küthen eigens zu diesem Zweck hat errichten lassen. Mehr als eine halbe Million Euro hat er investiert, Ende Juli ist das Glashaus auf gut 500 000 Quadratmetern Fläche fertiggestellt worden. Kurz danach begann die Bepflanzung mit der Sorte "El Santa". "Die ist nicht ganz so süß, schmeckt aber voll nach Erdbeere", so Küthen.

Und warum der ganze Aufwand? "Kunden, die bei uns Spargel kauften, haben uns häufiger nach Erdbeeren gefragt. Die haben wir dann meistens zukaufen müssen", erzählt der 27-Jährige. Man habe bewusst eine Nische ausfüllen, also Erdbeeren auch außerhalb der Saison anbieten wollen. "Natürlich ist das ein Risiko, aber wir sind zuversichtlich, dass es sich lohnt."

Denn die sind nicht gerade gering. Die Anlage wird komplett von einem Computer gesteuert, der dafür sorgt, dass Temperatur und Luftfeuchtigkeit stimmen. Bewässert und gedüngt wird ebenfalls automatisch. Die Bestäubung hingegen nicht: Dafür wurden 400 Hummeln eingesetzt. "Wärme allein bringt der Pflanze nichts", sagt Küthen. "Wichtig ist auch das Licht." Das besorgt die Sonne. Wenn die nicht scheint, dauert es länger bis zur Reife. Die Licht-Anlage soll nur selten zum Einsatz kommen. "Die ist ziemlich teuer."

Fachwissen: Das Gewächshaus der Küthens entstand auf einem ehemaligen Acker. Gebaut wurde sie von einer Firma aus den Niederlanden. "Die haben dort mehr Wissen und Erfahrung in diesem Bereich", sagt Thomas Küthen, der in einem Betrieb seine Ausbildung machte, in dem Tomaten unter Glas gezüchtet wurden.

Feldfrüchte: In dem neuen Gewächshaus sollen auch in Zukunft ausschließlich Erdbeeren angebaut werden. "Für Spargel lohnt es sich einfach nicht", sagt Küthen. Die Gewinnspanne wäre zu klein.

Verkauf: Die Erdbeeren werden im eigenen Hofladen angeboten, aber auch an Supermärkte und den Großhandel verkauft.

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