Fleischer-Innung: Schinken auf dem Prüfstand

50 verschiedene Sorten wurden am Donnerstag von einer Jury unter die Lupe genommen.

Kempen. Roh, gekocht, geräuchert, gebacken oder eine italienische Variante: Egal in welcher Art — im Foyer des Kempener Rathauses stand am Donnerstag der Schinken ganz im Mittelpunkt. Zum zweiten Mal lud die Fleischer-Innung des Kreises Viersen zur Schinkenprüfung. „Wir prüfen rund 50 anonym und auf freiwilliger Basis eingereichte Produkte von 19 Betrieben aus Krefeld, Neuss, Mönchengladbach, Kleve, Wesel und dem Kreis Viersen“, sagt Obermeister Jakob Kohnen.

Dabei ist der Innung wichtig, dass ihre Mitglieder keinen Einfluss auf das Ergebnis haben. „Es gibt drei Jurygruppen mit verschiedenen Fachleuten“, sagt Vorstandsmitglied und Kempener Fleischermeister Michael Fander. Mit dabei waren gestern lokale Prominente wie Kempens Ehrenbürger Karl-Heinz Hermans und der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Walter Schöler aus St. Tönis; zudem Fachleute aus der Kreishandwerkerschaft Niederrhein und von Verbänden.

„Es ist interessant zu sehen, welche Unterschiede es in der Machart der Schinken gibt“, erklärt Karl-Heinz Hermans, während er an einem rohen Schinken schnuppert. „Das hätte ich nicht gedacht.“ Als früherer Bäckermeister ließ er es sich nicht nehmen, ein Plädoyer für das Brot zu halten: „Um den Geschmack zu neutralisieren, müssen wir zwischendurch Brot essen.“

Dabei halfen auch mehrere Gläser Wasser. Schließlich bekam jede Jurygruppe zwischen 15 und 20 Schinken auf den Tisch. „Das ist kein leichter Job. Schließlich müssen wir der Leistung der Betriebe auch gerecht werden“, ergänzt Marcus Optendrenk, der als Landtagskandidat der CDU im Kreis Viersen ebenfalls als „Promi“ in der Jury saß.

„Bei der Beurteilung müssen die Jurymitglieder viele Feinheiten beachten“, sagt Michael Fander. Aussehen, Konsistenz und natürlich der Geschmack seien einzelne Faktoren. „Und wenn ein Schinken nach italienischer Art angekündigt wird, müssen die Gewürze auch nach Italien schmecken“, so Fander. „Der Schinken muss halten, was er verspricht.“

Jede Menge Arbeit also für die Jury, die sich am Donnerstag knapp vier Stunden einen Schinken nach dem anderen vornahm. Als kleine Belohnung hatte Obermeister Kohnen eine Flasche Korn dabei: „Zur Verdauung kann ein kleines Schnäpschen helfen.“ Völlig egal, ob die Schinken roh, gekocht, geräuchert, gebacken oder italienisch waren.

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