Geheime Besichtigungstour in Sachen Denkmalschutz

Am Montag treffen sich Verwaltung, Politik und LVR an der Peterstraße 20 — unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Kempen. „Sitzung entfällt!“ — diesen Zusatz liest man im digitalen Ratsinformationssystem der Stadt neben dem Hinweis zum Denkmalausschuss am 3. November. Auf den ersten Blick ist das kein ungewöhnlicher Vorgang: Wenn es nichts zu beraten gibt, werden Ausschüsse hin und wieder abgesagt. Bei den Denkmalfragen gibt es in Kempen derzeit allerdings viele offene Fragen. Vor allem eine Frage ist interessant: Was wird aus dem Haus an der Peterstraße 20, das im März 2014 im nicht-öffentlichen Teil einer Sitzung aus der Denkmalliste gestrichen werden sollte?

Bekanntlich möchte die Projektentwicklungsfirma Ralf Schmitz an dieser Stelle (Ecke Peterstraße/Donkwall) einen Neubau errichten. Sowohl die von der Stadt gewünschte Aufhebung des Denkmalschutzes als auch die Neubaupläne stießen bei Politik und Bürgerschaft nicht auf Gegenliebe. Zwischen der Stadt und dem Denkmalamt beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) entbrannte ein Streit. Die äußerst aktive Initiative „Denk mal an Kempen“ wurde gegründet.

Zurück in die Gegenwart: Nach WZ-Informationen haben die Politiker des Denkmalausschusses am Montag einen gemeinsamen Termin. Und das, obwohl die Sitzung ausfällt. Um 17 Uhr wird es einen Ortstermin an der Peterstraße 20 geben. Mit dabei sind unter anderem Vertreter der Fraktionen, der Technische Beigeordnete Stephan Kahl und die Landeskonservatorin Andrea Pufke (LVR).

Stadtsprecher Christoph Dellmans bestätigte gestern auf Anfrage, dass es einen Ortstermin geben wird. Dieser sei aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

Den schon erwähnten Hinweis „Sitzung entfällt!“ begründet die Stadtverwaltung mit einem technischen Problem. „Im Ratsinformationssystem kann man nur diesen Hinweis anzeigen“, sagt Dellmans. Mit dem Service-Anbieter will die Stadt jetzt daran arbeiten, dass zum Beispiel auch Hinweise wie „Sitzung verschoben“ eingepflegt werden können. Denn: Die ausgefallene öffentliche Sitzung werde am 1. Dezember nachgeholt.

Laut Stadt kann keine Rede davon sein, dass der Besichtigungstermin verheimlicht werden sollte. An die berühmte große Glocke gehängt haben Vertreter von Politik und Verwaltung den Ortstermin aber auch nicht.

Axel Schmitz machte gestern für die Inhaber-Firma deutlich, dass es bei dem Termin nicht um die Neubaupläne geht. „Das ist eine Veranstaltung der Stadt Kempen. Ich schließe nur die Tür auf“, so Schmitz. Es gehe ausschließlich um den Denkmalwert des Hauses Nummer 20.

Neben der Peterstraße wird es bei der Politiker-Tour am Montag zwei weitere Stopps geben. Für zwei andere prominente Gebäude der Altstadt gibt es nach WZ-Informationen Projektplanungen. So zum Beispiel für das Haus An St. Marien 8 — im Schatten der Propsteikirche. In früheren Zeiten hieß ein dortiges Geschäft im Volksmund „Wäsche-Willi“.

Und auch für das Haus mit dem ehemaligen Ladenlokal von Spielwaren Stein an der Ellenstraße 40 gibt es offenbar einen Interessenten. Wie die WZ aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, ist das Haus in keinem guten Zustand. Ein Abriss und ein anschließender Neubau stehen zur Debatte. Zur Erinnerung: Im März 2011 wurde das Gebäude durch ein Feuer zerstört. Seitdem war das Traditions-Geschäft von Reinhard Stein geschlossen. Inzwischen hat sich der frühere Werbering-Vorsitzende in die Eifel zurückgezogen.

www.kempen.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort