Gläubige zollen dem Papst Respekt

Vertreter der Kirchengemeinden in Kempen, Grefrath und Nettetal haben Verständnis für die Entscheidung Benedikts.

Kempen/Grefrath/Nettetal. Der Rücktritt des Papstes hat auch in den Kirchengemeinden in Kempen, Grefrath und Nettetal überrascht. Die Entscheidung von Benedikt XVI., sein Pontifikat am 28. Februar abzugeben, stieß aber auch auf viel Verständnis.

„Ich finde es eine gute Entscheidung. Wenn er sich so fühlt, dass er das Amt und die Last nicht mehr tragen kann, ist es besser, sich die Freiheit zu nehmen und zurückzutreten“, sagt Johannes Quadflieg, Regionaldekan und Pfarrer der Gemeinde St. Benedikt Grefrath.

In Kempen hat Gemeindereferent Michael Gerards zwar erst mit wenigen Mitgliedern gesprochen, „doch alle fanden die Entscheidung in Ordnung und reden mit großem Respekt von dem Schritt. Ich kann das auch nachvollziehen“, so der Referent der katholischen Kirchengemeinde St. Mariae Geburt.

„Es ist ein mutiger Schritt. Aber so wie ich ihn einschätze, passt dieser zu ihm. Er war immer zurückhaltend und ist im Dienst aufgegangen. Wenn die Kräfte fehlen, ist es konsequent“, sagt Günter Wiegandt, Pfarrer der Gemeinden St. Sebastian (Lobberich) und St. Peter (Hinsbeck). Zugleich würdigt er den Entschluss mit Blick auf die Zukunft: „Papst Benedikt VXI. nimmt seinen Nachfolgern den Druck, sollten sie sich einmal einer ähnlichen Frage stellen, ob die Kräfte für dieses Amt noch ausreichen.“

In den Gottesdiensten werde das Thema angesprochen, allerdings auch nicht zu hoch gehängt. Dennoch habe Wiegandt Erwartungen an den neuen Papst, der in der zweiten März-Hälfte gewählt werden soll (siehe Kasten). „Glaube und Vernunft sind Dinge, die sich nicht widersprechen. Das sollte der neue Papst fortführen. Woher er dann kommt, ist erst mal egal“, sagt Wiegandt.

„Der neue Papst muss integrieren können“, findet Quadflieg. Es gelte, wieder mehr junge Menschen für die Kirche zu begeistern und die Verständigung zwischen den Religionen und Konfessionen weltweit zu fördern. „Auch wenn Benedikt XVI. kein großer Reformer war, finde ich, hat er seine Aufgabe dennoch sehr gut gemacht“, sagt Quadflieg. „Ich hoffe ja immer noch, dass es Gottes Wille ist, dass dieser Mann Papst wird. Dann gibt es nichts zu diskutieren. Dann kommt jemand, der der Kirche gut tut“, ergänzt Michael Gerards.

Hoffnungen mit einem neuen Papst verbindet auch die evangelische Kirchengemeinde. „Die katholische Kirche muss wissen, in welche Richtung sie sich entwickelt, nach für mich acht konsolidierenden und konservativen Jahren“, sagt Michael Gallach, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Kempen: „Der neue Papst sollte die Verschiedenheit und Pluralität anerkennen, nicht nur innerhalb seiner eigenen Kirche.“ Der Entscheidung zum Rücktritt zollt auch er Respekt. Es hätte das Papstamt auch belasten können, wenn einmal ein alter, kaum handlungsfähiger Mann es inne gehabt hätte.

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