Grandioser Musikabend in der Paterskirche

Jazzpianist Abdullah Ibrahim begeistert zum Auftakt der Muziek Biennale in Kempen.

Grandioser Musikabend in der Paterskirche
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Mit einem grandiosen Paukenschlag begann am Samstagabend in der Paterskirche die vierte Muziek Biennale Niederrhein. Für den ersten Teil des Programms war der Paukenschlag durchaus wörtlich zu nehmen, denn vier Mitglieder des Ensembles „Splash Percussion NRW“ eröffneten den Abend im ausverkauften Kirchensaal.

Wie gut sich das Motto „Strömen“ der Biennale auch mit Schlagzeugen umsetzen lässt, bewiesen Julia Degenhardt, Malte Golombeck, Jannis Günnel und Philipp Brendt. Unter der Leitung von Ralf Holtschneider entfachten die Vier einen „Wirbelwind“, so der Name der Komposition von Adriana Hölszky. Das Publikum saß dabei im Auge des „freundlichen“ Luftstroms, denn die vier jungen Leute, die zu den hochbegabten Nachwuchsmusikern im Lande zählen, hatten sich mit ihren Instrumenten im Raum verteilt.

Der Höhepunkt des Abends, der sicherlich maßgeblich verantwortlich für das ausverkaufte Haus war und für den es sogar Kartenanfragen aus Dänemark und Besucher aus dem Rhein-Main-Raum gab, war der Alt-meister der leisen Töne am Flügel: der Jazzpianist und Komponist Abdullah Ibrahim.

Wortlos begann der fast 80-Jährige sein Spiel. Mit ruhigen Klängen zog er das Publikum sofort in seinen Bann; eine Art Blues von Bach’scher Transparenz: meditativ, entschleunigend — man fühlte sich sanft aller Hektik entzogen und schwamm auf einer Welle des Wohlbefindens mit.

Fließend war sein Vortrag auch durch die gleitenden Übergänge von einem Stück zum anderen. Die Zuhörer bemerkten allmählich, dass sie sanft in andere Klangwelten entführt wurden. Mal hörte man Elemente spanischer oder lateinamerikanischer Musik, dann schim-merten Reminiszenzen afrikanischer Musik durch.

Zum Fließen passte wunderbar seine Vorliebe für das Arpeggio, das Auflösen von Akkorden in feine Läufe. Mal gab es akustische Stromschnellen in seinem Spiel, dann wurde es auch etwas stärker im Rhythmus. Erst nach gut einer Stunde wurde der Zuhörer aus dem sanften Fluss gerissen. Mit kräftigem Applaus und Standing Ovations bedankte sich das Publikum beim Meister und bekam noch eine Zugabe.

Für eine Fortsetzung dieses Live-Musikgenusses in der Paterskirche müsste man übrigens in Kürze nach New York reisen, wo Ibrahim am 17. Oktober sein nächstes Konzert in der Carnegie Hall gibt.

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