Hinsbeck: Neuer Flügel für die Stammenmühle

Restaurierung: Bei einem Sturm brach einer der Eichenbalken durch. Jetzt ist das Bauwerk wieder vollständig.

Hinsbeck. Wieder komplett beflügelt ist die Stammen-Windmühle. Das markante Bauwerk auf der Hinsbecker Anhöhe hat wieder alle vier Flügel. Ein Kran kam Mühlenbesitzer Bernhard Zanders zur Hilfe und wuchtete den neuen, zwölf Meter langen Eichenbalken in die Fassung. "Der Kran war etwa einen Meter zu kurz, um den Flügel von oben hineingleiten lassen zu können. Daher mussten wir das waagerecht machen", schmunzelt Zanders.

Bei einem Sturm im vergangenen Dezember war der erst 16 Jahre alte Eichenbalken gebrochen. "So was habe ich bei Eiche noch nicht gesehen", wundert sich Zanders. Von innen war er verrottet, wohl durch einen Pilzbefall.

Bevor das Flügel-Quartett wieder vereint werden konnte, gab es eine Menge Arbeit für den Geigenbauer. Die schwierigste Aufgabe war zunächst ein Ersatzholz mit solchen Ausmaßen zu finden. "Der Balken musste zwölf Meter lang, in der Mitte 34 mal 31 Zentimeter dick und einigermaßen gerade gewachsen sein", erklärt Zanders, der die Reparatur in Eigenleistung bewältigt hat.

In Boisheim wurde er fündig und lagerte das gute Stück erst mal ein paar Monate ein. Denn den Bau eines Windmühlenflügels schüttelt auch ein handwerklich begabter Geigenbauer nicht einfach so aus dem Ärmel. "Ich habe viel gelesen. Sehr geholfen hat mit ein Buch eines Mühlenbauers aus den 1920er-Jahren."

Schließlich sind Balance und Aerodynamik wichtig, wenn sich die Flügel in Zukunft einmal im Wind drehen sollen. Die Balken an Zanders’ Mühle haben eine beidseitig konische Form. Das heißt: Sie werden von der Mitte aus zu beiden Enden dünner. Etliches war beim Absturz kaputt gegangen und musste in mühevoller Kleinarbeit geflickt und genau ausbalanciert werden.

Aber das Unglück hatte für den Mühlenbesitzer auch etwas Gutes. "Ich habe die Gelegenheit genutzt, als die Mühle nicht so schwer war, und habe das Rolllager restauriert", so Zanders. In der Kuppel direkt unter dem Dach befindet sich das Lager, dass aus Metallschienen besteht, die auf einem Holzuntergrund aufliegen. Auf den Metallschienen laufen die Rollen, sodass die komplette Kuppel in den Wind gedreht werden kann. Schon 2006 hat Zanders zusammen mit einem befreundeten Schlosser marode Teile der Metallschienen ausgebessert. Nun konnten auch kaputte Holzteile ausgetauscht werden.

In Zukunft will Bernhard Zanders mit seiner Mühle Strom produzieren. Aber das wird wohl noch bis 2008 dauern. Der Generator muss noch in das sich drehende Gerüst integriert und die Gitterkreuze aus Latten mit Segeltüchern bespannt werden. "Die habe ich auch schon hier liegen. Jetzt werde ich aber erst mal wieder Geigen bauen", meinte Zanders gestern.

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