Jugendaustausch: Brücke für die Völkerverständigung

20 junge Menschen aus dem polnischen Ulanów hat der Verein „most“ eingeladen. Die Ergebnisse sind neun verbindende Kunstwerke und neue Freundschaften.

Jugendaustausch: Brücke für die Völkerverständigung
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Gemeinsam essen, trinken, spielen und Neues erleben — wenn sich junge Leute zweier Länder begegnen, kann Völkerverständigung so einfach sein. Der Jugendkulturaustausch des Vereins „most Kempen“ ist dafür ein gutes Beispiel. Nun ging ein weiteres solches Kapitel nach acht Tagen zu Ende. Beim Abschiedsfest sprach die WZ mit dem „most“-Vorsitzenden Bjarne Norlander über den aktuellen Besuch und das 20-jährige Bestehen des Vereins.

„Most ist das polnische Wort für Brücke“, erklärt Norlander. Der Verein will Brücken bauen und hat das Ziel, der Verständigung und der Zusammenarbeit von Polen und Deutschen zu dienen. Bis 1999 geschah dies vor allem mit Hilfstransporten über „die längste Brücke der Welt“, wie Norlander die 1400-Kilometer-Distanz zwischen der niederländischen und der ukrainischen Grenze — dort liegt die Partnergemeinde Ulanów — bezeichnet. Seitdem bildet der Jugendkulturaustausch den Kern des Vereins.

„Gastfreundlichkeit auf beiden Seiten hat die vergangenen 20 Jahre ausgemacht“, so die wichtigste Erkenntnis von Norlander. Einfach sei das nicht immer gewesen. Norlander: „Damals, ohne Handy, kamen wir an der Grenze nicht weiter.“ Auch gab es Situationen, in denen er sich „Das machst Du nie wieder“ sagte. Doch spätestens nach 30 gemeinsamen Minuten mit den polnischen Freunden war das vergessen. „Die Aufgaben im Verein kommen einer Herausforderung gleich. Und die wollen alle Beteiligten zum guten Abschluss bringen“, sagt er.

Bei der jüngsten Auflage des kulturellen Jugendaustausches waren 20 polnische Schüler und drei Betreuer in Kempen zu Gast. Den Treffpunkt bildete zuerst Berlin, etwa die Hälfte der Strecke. Nach Stadtrundfahrt, Bundestags-Besichtigung mit dem SPD-Abgeordneten Udo Schiefner und Stopp am Holocaust-Mahnmal ging es per Reisebus an den Niederrhein. „Es war eine schöne Zeit“, blickt die Polin Karolina (16) zurück. Ihre Gastgeberin Nina (15) meisterte die Kommunikation mit Händen und Füßen und einigen Brocken Englisch. „Ein großes Abenteuer“ war die Zeit für die Gasteltern Conny und Michael Lucassen. Denn Karolina sei nicht sehr gesprächig gewesen, berichten sie.

Kunstlehrerin Ulrike Schmidt leitete den Brückenbau-Workshop, bei dem neun „verbindende Kunstwerke“ entstanden. „Nachdem die Materialien auf den Tischen lagen, begannen die Schüler erst zurückhaltend. Dann entwickelte sich aber schnell eine multilinguale Geräuschkulisse, wobei sehr interessante Kunstwerke herauskamen“, sagt Schmidt, die seit 2010 im „most“-Vorstand für die Jugendarbeit zuständig ist. Ihre Erfahrung: „Es findet immer wieder statt, dass Menschen kommen und nicht wissen, wie sie aufeinander zugehen. Durch kreative und sportliche Aktivitäten kommen sich die Jugendlichen näher und es entstehen Freundschaften.“ Wenn sich junge Leute zweier Länder begegnen, kann Völkerverständigung so einfach sein.

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