Kanonen: Politik sucht Schreckschuss-Lösung

Anwohner fühlen sich weiterhin belästigt und fordern mehr Schutz fürs nächste Frühjahr.

Kempen. Eine knappe Woche ist es her, dass die Stadt in Sachen Schreckschussanlagen auf Kempener Feldern durchgegriffen hat. Weil die Kanonen zur Vertreibung von Tauben und anderen Vögeln einiger Landwirte zu laut waren, wurden Anlagen beschlagnahmt und Bußgelder angedroht (die WZ berichtete). Wirklich beruhigt hat sich die Lage nach Ansicht eines Anwohners von der Bergiusstraße im Hagelkreuz aber immer noch nicht: „Die Schüsse sind weiterhin zu laut und die Abstände zu kurz.“

Auch wenn das Ordnungsamt aus Sicht des Anwohners „sehr bemüht“ ist, scheint es in der laufenden Erntesaison schwierig zu sein, eine Lösung zu finden. „Die Mitarbeiter sind teilweise von der Ignoranz konsterniert“, sagt der Familienvater. Und: Ende Juni sollen die Warnschüsse laut Peter-Josef Coenen, Vorsitzender der Ortsbauernschaft, beendet sein. Aber wie sieht es mit dem nächsten Jahr aus? Wird es dann ruhiger für die Bürger? Die WZ hat sich bei den Ratsfraktionen nach Lösungen umgehört.

Die CDU-Vorsitzende Eva Theuerkauf steht in Kontakt mit Anwohnern und Landwirten. „Man muss beide Seiten verstehen. Die Bauern fürchten um ihre Ernte. Und die Anwohner dürfen nicht belästigt werden“, sagt die Christdemokratin. Die Bauern hätten ihr klar gemacht, dass die Kanonen notwendig sind, um die Vögel zu vertreiben. Theuerkauf: „Deshalb sollen sie nicht verboten werden.“ Aber: „Es muss genauere Regelungen geben. Die Vorgaben aus dem Landesgesetz sind zu undurchsichtig.“ Sie schlägt vor, dass die Landwirte die Standorte der Kanonen bei der Stadt angeben müssen. „Dann kann das Ordnungsamt schneller eingreifen, wenn etwas schief läuft, und muss nicht lange suchen.“

„Die Landwirte müssen Rücksicht nehmen und die Regeln einhalten“, findet der Vorsitzende der SPD, Jürgen Pascher. Auch er hat aber „absolutes Verständnis“, dass die Landwirte ihre Ernte schützen. „Deswegen muss der Bürgermeister beide Seiten an einen Tisch holen“, so Pascher. „Wenn wir als politische Partei dabei helfen können, stehen wir zur Verfügung.“

Die Grünen sind „prinzipiell dafür“, den Betrieb der Schreckschusskanonen zu verbieten. „Wir arbeiten gerade an einem entsprechenden Antrag“, sagt der Fraktionsvorsitzende Martin Debener. Sollte ein Verbot nicht möglich sein, fordert er wie Eva Theuerkauf genauere Definitionen, an die sich die Bauern halten müssen. „Dieser Störfaktor darf den Anwohnern nicht mehr zugemutet werden“, so Debener.

Das findet auch die FDP-Fraktionsvorsitzende Irene Wistuba, die die Anwohner der Bergiusstraße in dieser Woche persönlich besucht hat: „Es ist eine Zumutung für die Bürger — bei allem Verständnis für die Bauern. Da müssen wir als Politiker etwas tun.“ Sie habe schon Gespräche mit dem Ordnungsdezernenten Hans Ferber, der Kreisbauernschaft und der Landwirtschaftskammer geführt. „Fürs nächste Jahr müssen wir einen Konsens finden.“

Von Gesprächsrunden hält Udo Kadagies, Fraktionschef der Freien Wähler, nicht viel: „Das wird nicht viel bringen. Die Ordnungsbehörden müssen einfach die bestehenden Regelungen für Wohngebiete umsetzen.“

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