Kendel-Geflüster: Alles von Hand – Ehrensache

Ob Kränzen, Riesenschals stricken, Märker sammeln oder kranken Kindern helfen – die St. Huberter nehmen gerne alles selbst unter ihre Fittiche.

St. Hubert. Am 24. Juni ist Johnannestag. Traditionell endet an diesem Datum die Spargelernte. Karl Goetzens freut sich jetzt schon. "Da der 24. auf einen Sonntag fällt, ernten und verkaufen wir bereits am Samstag die letzten Stangen. Am Sonntag kann ich dann endlich mal lange ausschlafen", lacht der Landwirt aus Escheln. Der Ertrag sei sehr zufriedenstellend gewesen. "Es gab ungefähr 20 Prozent mehr Spargel als im Vorjahr", schätzt Goetzens. Das Wetter habe gut mitgespielt, einzig der Übergang von einer Regen- in eine warme Sonnenphase vor drei Wochen habe zu einigen offenen und doppelten Stangen geführt. Sachen gibt’s...

Auch Goetzens’ Kollege Theodor Kölkes ist zufrieden. "Die Ernte war super, Anfang April hatten wir 30 Grad, da kam die Natur richtig in Schwung", ist der Voescher noch heute begeistert. Zweieinhalb Wochen früher als sonst sei die Saison aufgrund der tollen Witterung losgegangen. Im Gegegensatz zu anderen Pflanzen hätte die lange Trockenheit dem Spargel nicht geschadet. "Der sitzt so tief in der Erde, dass sich genügend Flüssigkeit ansammelt", erklärt Kölkes.

"Heiße und feuchte Wetterphasen waren diese Saison sehr ausgeglichen. Es gab nie zu viel Spargel und nie zu wenig", ist auch Luise Nytus vom Baselshof angetan. Neben der guten Witterung fre³ut sie vor allem, dass nach schlechten Erfahrungen mit deutschen Erntehelfern im vergangenen Jahr diese Saison wieder alles reibungslos lief. "Wir hatten weniger Leute als im Vorjahr. Ich hatte aber den Eindruck, dass die viel mehr geschafft haben", lobt Nytus das 2007er-Team.

Der Kendel führt Hochwasser, im Park treiben Achilea, Astilben und Flocks eine gelb-rote Pracht zur Blüte, das ramponierte Bäumchen scheint die Kurve zu bekommen, und bei der Reinigung Weber auf dem Dach kann der Dachdecker nach dem Filter-Brand sein Werk fortführen, der Betrieb unten läuft normal. Man merkt: Morgen ist Sommeranfang, während des zugehörigen Lochs dreht sich das Kendelrad demnächst weniger turbulent, um ab August mit vielen Festen und Veranstaltungen wieder mächtig in Schwung zu kommen.

Kaum ist das Gerüst am Neubau Hohenzollernplatz 9 gefallen, ist es zwei Häuser weiter an der Villa Reins, Haus-Nr. 13, hochgezogen. An dem klassizistischen Schmuckstück von 1900 saniert ein Maurer die bröcklig gewordenen Fugen zwischen den roten Backsteinen. 1901 bezog der Lederfabrikant Peter Reins die Villa, die er für seinen dritten Lebensabschnitt errichten ließ. Heute lebt in dem Prachtbau an prominentester Stelle eine Familie.

Ob der spanische Racket-Künstler Rafael Nadal kommt, wie das Poster vermuten lässt, sei mal dahingestellt: Der TuS lädt vom 30.7.-3.8. zum Tennis-Camp auf die Sandplätze an der Stendener Straße 4. Wer mitspielen will, sollte Trainer Simon Dörsing unter Tel. 0177/7743774 kontaktieren.

Mit viel Engagement haben die Kinder der Grundschule im Januar alte DM-Münzen und -Scheine gesammelt und sich damit an der Bildungs-Kampagne "Deine Mark macht Schule" zu Gunsten von Unicef und dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland beteiligt. "Jetzt können wir uns über den anteiligen Erlös in Höhe von 322,80 Euro freuen", frohlockt Schulleiterin Monika Böttges. Bundesweit haben die Schüler mehr als 300 000 Euro gesammelt - in Mark wohlgemerkt.

An Radständern ist das Kendeldorf - anders als bei Bänken - nicht gerade reich gesegnet. Die vorhandenen Modelle sind meist von anno Tobak. Pedalritter müssen ihren Untersatz meist "wild" parken, wollen sie ihre Geschäfte im Ort erledigen. Dem Fass den Boden aus schlägt aber der Radständer zwischen Schlecker und Kik an der Ecke Bahn-/Königsstraße: Der steht auf einem Stromkasten in anderthalb Metern Höhe. Die absurden Erklärungen dazu hat der unbekannte Graffiti-Sprayer an der Wand hinterlassen . . .

Die Edelfeder vom Kendel wird heute 60: Karin Schenk (Foto), seit neun Jahren im Vorstand des Heimatvereins, dürfte den meisten St. Hubertern als "Macherin" des Hubertus-Boten bekannt sein. Karin Schenk stammt aus der Lausitz, hat in Hanau Kindheit und Jugend verbracht und lebt nach einem 15-monatigem England-Aufenthalt seit 34 Jahren am Niederrhein. Die begeisterte Schauspielerin der Kendel-Bühne ist seit knapp 30 Jahren Sekretärin der Geschäftsführung in einem Mülheimer Industriebetrieb. Neben allem Heimatkundlichen reist sie gerne mit ihrem Mann Manfred, liebt aber auch ihren feinen Garten an der Orbroicher Straße.

Ruhig ist es seit Mai im Traditionslokal Leyers an der Hauptstraße 10 geworden, nachdem sich die langjährige Wirtin Ulla Zehnpfennig anderweitig orientiert hat. Anfangs guter Dinge, sieht es jetzt so aus, als müsste sich die Gaststätte mit Thekenbetrieb, Saal und Kegelbahn auf eine längere Durststrecke einstellen. Ein neuer Wirt ist nicht in Sicht. Draußen kleben Poster von Klassentreffen oder Angelverein, dass anberaumte Treffen in anderen Lokalen wie Kebben oder Grüner Zweig stattfinden.

Dafür versüßt aber Sabo den Sommer. Im Kunst-Café An Eulen 7 ist am Wochenende 21./22. Juli was los. An dem Samstag ist von 14 bis 17 Uhr Olympiade für Kinder ab fünf. An dem Sonntag bieten Andrea Kaiser und Manfred Heinen ab 10 Uhr zum Frühstück Jazziges. Für Andrea Kaiser eine Sabo-Premiere. Für beide Veranstaltungen gibt’s noch Karten, Anmeldung/Info unter Tel. 02152/554868 oder

Vorsicht Baustelle: Die Einzelhändler auf der Hauptstraße drehen Däumchen oder bieten den netten Straßenbauarbeitern eine Tasse Kaffee an. Zu tun ist wenig - kaum ein Kunde schafft’s durch Lärm und Staub in den Laden. Da zudem die streikgeplagte Telekom rund um den Markt die Anschlüsse erneuert, ist man auch dort "not amused", um es vornehm auszudrücken.

Gute Idee: Am Wochenende 13./14. Oktober ist in Kempen Handwerkermarkt und in St. Hubert Kürbisfest. "Warum nicht einen Bus-Shuttle Kuhtor-Poeth einrichten, der die Besucher von einem Fest zum anderen bringt?", hat Werbering-Chef Michael Gehlen beim Rathaus angeklopft. Dort prüft man den Vorschlag.

Feiner Zug: Die Feuerwehr, die ab Ende August ihr 125-jähriges Bestehen feiert, stellt für die Straßengemeinschaften Maien. Geschlagen werden die Bäumchen am 30. August in Wetten, jede Gemeinschaft schickt eine schlagkräftige Abordnung mit.

Apropos schlagkräftig: Das muss man auch dem Unbekannten zugestehen, der am Ortseingang Bahnstraße vor Fliesen Doetsch das Schild "Hier lebe ich gern" verbeult hat.

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