Kleider des Klerus — mal schlicht, mal extravagant

Seit Sonntag sind 25 Priestergewänder im Museum zu sehen.

Kempen. Auch Priester gehen mit der Mode. „Natürlich wurden auch Messgewänder immer am Zeitgeschmack orientiert“, sagt Doris Morawietz.

Farben und Schnitte seien im Laufe der Jahrhunderte immer verändert worden. Morawietz hat die neue Ausstellung „Auf Tuchfühlung. Kleider des Klerus.“ im Kempener Kramer-Museum konzipiert. Sonntag wurde die Schau mit 25 Gewändern vom 15. Jahrhundert bis heute eröffnet.

Im 18. Jahrhundert habe es sehr auffällige Gewänder für Priester und Mönche gegeben. „Das ging mit der maschinellen Entwicklung einher. Es war erstmals möglich, aufwändigere Details zu verarbeiten“, erläutert Morawietz. Im 19. Jahrhundert folgte dann aber eine Kehrtwende: „Es ging wieder etwas traditioneller zu, mit mehr liturgischen Symbolen.“

Ein interessanter Aspekt ist, dass die älteren Gewänder von hinten viel schöner aussehen als von vorne. „Bis zum 2. Vatikanischen Konzil in den 1960er-Jahren standen die Priester mit dem Rücken zur Gemeinde“, erklärt Morawietz. Deshalb wurde die Rückansicht wesentlich aufwändiger gestaltet.

Die meisten Tücher in der Ausstellung stammen aus dem Fundus der Propsteikirche. Es sind aber auch Leihgaben — unter anderem aus Krefeld — dabei. „In Krefeld gibt es noch eine kommerzielle Paramenten-Stoffwerkstatt“, sagt die Ausstellungsleiterin. In Kempen sind deshalb auch Stoffe aus dem Hause Dutzenberg zu sehen.

Ebenfalls freuen dürfen sich die Besucher auf zwei extravagante Gewänder des früheren Oedter und St. Töniser Pfarrers Hermann-Josef Gotzen. Der 86-Jährige lebt inzwischen in Holland und hat die Stoffe gerne beigesteuert, wie Morawietz berichtet.

Bei einem Gewand handelt es sich um ein ehemaliges Fastentuch aus einer Misereor-Aktion, beim anderen um ein Tischtuch aus Damaskus. „Beide Gewänder hat die Schwester von Herrn Gotzen genäht.“

Auch für Interessierte an der St. Huberter Heimatgeschichte ist etwas dabei: Das Gewand und weitere sakrale Gegenstände aus dem Nachlass des früheren Münsteraner Bischofs Heinrich Gleumes ist im Erdgeschoss des Museums zu sehen.

„Seine Familie hat den Nachlass nach seinem Tod dem Museum geschenkt“, so Morawietz. Gleumes stammte aus St. Hubert und wurde 1948 zum Bischof geweiht. 1951 starb Gleumes im Alter von nur 54 Jahren. „Auch seine Doktorarbeit ist ausgestellt. Die hat er über Thomas von Kempen geschrieben“, sagt Doris Morawietz.

Besonders stolz ist die Expertin auf einen Stoff aus der Weberei der Mülhausener Abtei Mariendonk. Den goldenen Stoff haben die Ordensschwestern 2011 für einen Mönch aus Süddeutschland angefertigt. „Das ist das jüngste Ausstellungsstück“, so Morawietz. Der ideelle Wert eines solchen Gewandes sei gar nicht zu bewerten. Fest stehe nur, dass der Versicherungswert bei etwa 10 000 Euro liegt.

“ Die Ausstellung läuft bis zum 3. Februar im Museum, Burgstraße 19, Tel. 02152/917 264. Der Eintritt kostet zwei Euro.

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