Literatur: Wenn eine Leiche in der Venloer Heide liegt . . .

„Die Niederrheingruppe“ von Thomas Berscheid ist ein spannender Heimatkrimi — allerdings mit einigen Schwächen.

Grefrath/Kempen/Nettetal. Terror und ein Toter, Islamisten und Intrigen: Als gefährliches Pflaster beschreibt Thomas Berscheid die Gegend um Grefrath, Kempen und Nettetal. In seinem Krimi „Die Niederrheingruppe“ jedenfalls geht es hoch her: Viel Action im Grenzland, manchmal etwas zu viel.

„Es gibt einen Toten.“ So vermeldet der Journalist Heinrich Sobeck seine schreckliche Entdeckung in der Venloer Heide. Er ist der Held im Krimi. Rastet leicht aus, lästert über seine Kollegen von der Boulevard-Presse, spielt sich aber selbst auf als Reporter bar jeglicher journalistischer Grundsätze: Er mischt sich ein statt zu berichten. Aber das muss wohl sein — der Spannung wegen.

Spannend ist der Krimi allemal. Auf nahezu jeder Seite passiert was: Raufereien, Verfolgungsjagden, Bomben-Explosionen. Dazu politische Ränkespiele, in die auch die Viersener Polizei verwickelt ist.

Mittendrin die Braven: Heinrich Sobeck und der Polizist Erik Funken, dazu zwei hübsche Fernsehreporterinnen — am Ende werden daraus, natürlich, zwei Paare. Solcher Klischees bedient sich der Autor zuhauf. Dazu eigenwillige, teils altmodische oder unverständliche Sprachbilder. Da schießt dem sexuell erregten Mann das „Blut in die Lenden“. Doch wie hört sich „wissendes Lachen“ an, wie sieht es aus, wenn ein Fohlen „interessiert blickt“?

Zeit, beim Lesen darüber nachzudenken, bleibt nicht — nur wenige ruhige Passagen im Buch. Rasant, ja hektisch wechseln die Schauplätze vom Poelvensee zum Thomaeum in Kempen, vom Grefrather Flugplatz Niershorst zur Biologischen Station, fälschlich „an den“ Krickenbecker Seen genannt.

Viel Lokalkolorit also. Das macht den Reiz des Krimis aus: Die heimatliche Region als fiktiver Schauplatz krimineller Handlungen, durchaus originell geschildert. Ungereimtheiten dabei: Die Namen einiger Lokalitäten sind mal kursiv geschrieben, mal nicht. Und der Titel heißt auf dem Buchumschlag „Niederrhein-Gruppe“, im Buch „Niederrheingruppe“. Fazit: Ein spannender Heimatkrimi mit einigen Schwächen und Klischees, manches bleibt oberflächlich. Originell freilich die Story an sich — und die Vorstellung, in der Venloer Heide könnten Terroristen ihr Unwesen treiben.

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