Kempen Ministerin: Keine Patentlösung für die Kempener Gesamtschule

Die Schule ist voll. Sylvia Löhrmann machte gestern wenig Hoffnung auf eine zusätzliche Klasse.

Kempen: Ministerin: Keine Patentlösung für die Kempener Gesamtschule
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Es war ein freundlicher Empfang für die NRW-Schulministerin: Sylvia Löhrmann (Grüne) durfte sich gestern an der Kempener Gesamtschule neben den Begrüßungsworten von Leiter Uwe Hötter vor allem über unterhaltsame Aufführungen der Schüler freuen. Löhrmann zeigte sich begeistert über positive Beispiele wie Fußball- oder Kunst-AG. Sie hatte viel Lob für die 2014 gegründete Schule: „Besonders freut mich, dass sich die Politik hier in Kempen einvernehmlich für diese Schulform entschieden hat.“

Der Besuch der Ministerin war auf Einladung der Schulleitung und Vermittlung der Kempener Grünen erfolgt. Etwas verspätetet gratulierte Löhrmann zur Schulgründung. „Bei mehr als 6000 Schulen in NRW sind zeitnahe Besuche aber nicht immer möglich“, so die Ministerin.

Die Politikerin war aber nicht nur zum Händeschütteln aus Düsseldorf angereist. Ihre Visite war auch ein Arbeitsbesuch. Rund 45 Minuten stellte sie sich den Fragen von Vertretern des Kollegiums, der Eltern und der Stadt Kempen. Im Mittelpunkt stand das Problem, dass die Kapazitäten der Gesamtschule erschöpft sind (die WZ berichtete). Die Obergrenze von 29 Kindern pro Klasse ist in der sechszügigen Schule erreicht.

Betroffen davon sind zum Beispiel Kinder, die mit ihren Eltern während eines Schuljahres nach Kempen ziehen, oder die das Gymnasium aus Leistungsgründen verlassen müssen. Sie können derzeit nicht an der Gesamtschule angenommen werden. Und auch Real- und Hauptschule, die zugunsten der Gesamtschule auslaufen, können keiner Kinder aufnehmen.

„Wir wollen das Versprechen halten, alle Kempener Kinder an der Gesamtschule aufnehmen zu können“, so Schuldezernent Michael Klee. Die Umsetzung gestalte sich aber problematisch.

Flexible Lösungen, wie zum Beispiel vom Schulausschuss-Vorsitzenden Georg Funken (CDU) gefordert, hatte Löhrmann gestern nicht parat: „Ich kann dafür keine Patentlösung bieten.“ Es gebe Richtlinien, nach denen die Bezirksregierung ihre Schulentwicklungsplanung mache. Nur weil es zum Beispiel in Kempen zwei oder drei Jahre eng werde, könne nicht dauerhaft eine siebte Eingangsklasse geschaffen werden. Trotz vieler geplanter Neueinstellungen von Lehrern müsse man die personellen und damit die finanziellen Ressourcen im Blick haben.

Die Ministerin und auch Mattias Otto von der Bezirksregierung machten deutlich, dass Eltern für eine gewisse Zeit zuzumuten sei, ihr Kind in einer anderen Stadt oder Gemeinde zur Schule zu schicken. „Der Schulkonsens, der auf Landesebene geschlossen worden ist, erlaubt den Schulen so zu entscheiden“, sagte Löhrmann. „Wir können nicht jeden Wunsch befriedigen“, ergänzte Otto.

Die Ministerin brachte aber auch die „Möglichkeit der Mehrklassenbildung“ ins Spiel. Diese werde derzeit in NRW schon umgesetzt, wenn es unter anderem wegen der Aufnahme von Flüchtlingskindern zu Engpässen kommt. Ob die Variante für Kempen eine Option sei, „müssen Träger und die Schulaufsicht der Bezirksregierung miteinander abstimmen“. Allzu viel Hoffnung machten Löhrmann und Otto den Kempenern aber nicht.

Und so war unter den Beteiligten ein wenig Enttäuschung spürbar. Das änderte aber nichts daran, dass die Ministerin auch freundlich verabschiedet wurde. Zum Dank gab es Blumen und eine von allen 300 Gesamtschülern unterschriebene Weihnachtskarte.

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