Ohne das „Jahr der Einsicht“ zum Abitur

2013 machen Schüler der 12. und 13. Klassen gemeinsam ihren Abschluss.

Kempen. Wer 13 Jahre die Schulbank drückt, blickt nach dem Abitur auf etwa 10 700 Unterrichtsstunden zurück. Wer seine Laufbahn auf dem Gymnasium bereits nach zwölf Jahren mit dem Abitur beendet, hat etwa 600 Stunden weniger Unterricht gehabt. Doch die Prüfungen am Ende der Schulzeit sind für alle Schüler des Doppeljahrgangs identisch.

Anna Bunse, Domenic Kleindienst, Rouven Weber und Johannes Klahre haben die ersten Klausuren ihres finalen Schuljahres bereits hinter sich gebracht. „Noch ist das Abi zu weit weg, um aufgeregt zu sein“, findet Johannes. „Doch die Klausuren sind bereits vierstündig und das lässt erahnen, was noch auf uns zukommt.“

Der 18-Jährige besucht das Thomaeum und gehört wie Anna (17) vom Luise-von-Duesberg Gymnasium (LvD) zum G 8-Jahrgang. Thomaeer Rouven und Domenic (Schulsprecher am LvD/beide 18) haben nach Ende ihrer Schulzeit insgesamt neun Jahre auf der weiterführenden Schule verbracht — sie gehören zu den 13ern.

Seit ihrem Eintritt in die Qualifikationsphase vor rund einem Jahr werden die Abiturienten gemeinsam unterrichtet. Eine nicht immer einfache Zeit, sind sich die jungen Erwachsenen einig. „Problematisch ist auf jeden Fall der Altersunterschied“, so Rouven.

„Da sitzen teilweise 16- mit 21-Jährigen zusammen. Da ist die Hemmschwelle der Jüngeren teilweise größer, sich am Unterricht zu beteiligen.“ Mittlerweile habe sich das aber gelegt, findet der Stufensprecher. „Die G 8er wollen sich profilieren, die G 9er fühlen sich reifer — da brodelt es dann automatisch“, erklärt Johannes die Konflikte zwischen den Stufen.

Besonders die Organisation außerschulischer Veranstaltungen gestalte sich schwierig. „Es werden auf jeden Fall jeweils zwei Abi-Bälle und Entlassfeiern stattfinden. Wir wären sonst zu viele Leute“, weiß Domenic. „Aber bei unserem Großprojekt, der alljährlichen Vorabifeier an Karneval, müssen die Interessen der Doppeljahrgänge von Thomaeum und LvD unter einen Hut gebracht werden. Da prallen dann oft vier verschiedene Meinungen aufeinander.“

Einen Niveauunterschied der verschiedenen Jahrgänge im Unterricht gebe es aber nicht. „Wir sind da auf dem gleichen Stand“, so Abiturientin Anna. Trotzdem sei die Stufe im Laufe der Jahre stark geschrumpft. „Wir waren ursprünglich um die 120 — 80 sind übriggeblieben.“

Ein Grund dafür sei das fehlende „Jahr der Einsicht“: „Uns fehlt die Zeit, in der man merkt, dass man nur für sich selbst in die Schule geht. Außerdem haben wir nicht die Möglichkeit, ein ganzes Jahr im Ausland zu verbringen. Da muss man dann die Jahrgangsstufe wiederholen. Das haben ein paar Freunde von mir auch gemacht“, so Johannes. „Entweder man ist schon bereit, Punkte zu sammeln und ins Abitur zu starten oder eben noch nicht“, ergänzt Anna.

„Ich habe auch das Gefühl, locker noch ein Jahr zur Schule gehen zu können“, bemerkt Johannes. „Auch wenn ich daran denke, was danach noch alles auf uns zukommt.“ Viele hätten noch keine Pläne für die Zeit nach dem Abschluss. Davon abgesehen seien die meisten aufgrund der Rekordzahl an Absolventen pessimistisch, einen Platz an der Uni zu ergattern.

„Da entsteht ein großer Leistungsdruck“, meint Rouven. Er habe daher überlegt, erst eine Ausbildung bei der Bank zu machen. „Danach würde ich gerne Humangeographie studieren.“ Johannes könnte sich vorstellen, ein Freiwilliges Soziales Jahr einzuschieben und dann ein Wirtschaftsstudium in London anzutreten. Domenic, aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr in Hüls, möchte Rettungsingenieurwesen studieren, Anna hofft auf einen Jura-Studienplatz in Köln.

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