Polizeiwachen: Zur Haft bitte nach Viersen

Seit über zwei Jahren sind die Zellen der Dienststelle Kempen nicht benutzbar — sehr zum Ärger der Beamten vor Ort.

Kempen/Willich. „Der Umbau der Zellen in den Polizeiwachen in Kempen und Willich hat gedauert. In Willich sind die Arbeiten mittlerweile abgeschlossen. In Kempen soll es in den nächsten Wochen soweit sein“, sagt Polizeisprecher Harald Moyses auf Anfrage der WZ.

Der Hochbau sei fertig. Nun würde noch die Polizeitechnik eingebaut. Doch benutzt werden können die Räume deswegen noch lange nicht. Denn nun beginnt erst einmal ein Genehmigungsverfahren.

Bereits im April 2010 sind die Aufträge für die Sanierung der Zellen erteilt worden. Schon vorher konnten die Räume nicht genutzt werden. „Es gab Mängel an den Fenstern, so dass eine Eigengefährdung nicht ausgeschlossen werden konnte“, erklärt Polizeisprecher Moyses.

Im Juni 2011 hatte es geheißen, die Arbeiten sollten in sechs Monaten abgeschlossen sein. Nun, ein gutes Jahr später, soll es wirklich endlich soweit sein.

Schuld an der Verzögerung seien, so der Polizeisprecher, „viele Kleinigkeiten“, bei denen nachgebessert werden musste. So war zum Beispiel in Willich die Rampe für Rollstuhlfahrer nicht in einem richtigen Winkel gebaut worden. „Die Bauvorschriften sind sehr streng. Wir müssen dezidiert darauf achten, dass eine Gefährdung ausgeschlossen ist“, so Moyses.

Für die Kollegen in Kempen und Willich sei es unproblematisch, dass die jeweils zwei Zellen nicht genutzt werden können. Sie weichen auf die in der Viersener oder in anderen Wachen aus. Im Notfall könnten auch die Räume benachbarter Behörden oder der Bundespolizei genutzt werden. Die Bevölkerung müsse sich also keine Sorgen machen, dass Übeltäter keinen Platz finden.

Doch von Beamten vor Ort ist Unmut darüber zu hören, dass sie die Zellen nicht nutzen können. Denn das bedeutet zusätzliche Fahrerei. Wird in Kempen jemand erwischt, der in Gewahrsam genommen werden muss, muss sich ein Streifenwagen auf den Weg nach Viersen machen — und fällt so für den normalen Dienst erstmal aus.

Bevor die Räume wieder zur Benutzung freigegeben werden können, überprüft die Bezirksregierung, ob alle Vorgaben eingehalten werden. Diese sind in den Gewahrsamsrichtlinien des Innenministeriums festgehalten und regeln zum Beispiel Flurbreiten und Zellengrößen, Decken- und Wandbeläge, Lüftung und Sanitärausstattung.

Nach Fertigstellung der Umbauarbeiten im März 2012 hat die Bezirksregierung Düsseldorf überprüft, ob die Vorgaben in den Willicher Zellen eingehalten werden. Dort musste nachgebessert werden, zum Beispiel mussten die Anschlagsdämpfer für die Türen ausgetauscht und Einstellungen an der Lüftung vorgenommen werden.

Da es sich bei dem überwiegenden Anteil der zu modernisierenden Gewahrsame um Bestand handele, müssten die baulichen Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt werden, erklärt das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LzPD) in Duisburg. Dies könne Abweichungen von den zentralen Vorgaben zur Folge haben.

Sprich: Keine Wache ist wie die nächste. Daher könne man auch nicht pauschal sagen, wie lange so ein Genehmigungsverfahren dauert. Und wann die Zellen in Willich und Kempen wieder genutzt werden können.

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