Schach — ein Sport für Männer

Die WZ war zu Besuch bei den Schachfüchsen in der Burse. Der Verein hat eine große Nachwuchsabteilung.

Kempen. Während seines Auslandsjahrs in Australien erkundigte sich der Wachtendonker Gideon Pasch im Internet über Schachvereine in seiner Heimat. Bei den Schachfüchsen Kempen wurde er fündig. Mit einer ausgedruckten Google-Map stand der 19-Jährige eines Abends vor der Burse — im Schatten der Propsteikirche. Seitdem kommt er regelmäßig zu den Trainingsabenden des Vereins.

Schach — ein Sport für Männer
Foto: Kurt Lübke

Seit 19 Jahren trifft sich der Club An St. Marien 12 und bietet Sechs- bis 80-Jährigen, vom blutigen Anfänger bis zum sehr guten Vereinsspieler, die Möglichkeit, sich am Brett zu messen. Wobei Schach in Kempen Männersache zu sein scheint. Neben den 54 männlichen Schachspielern gibt es zwei „Quotenfrauen“, wie die beiden Damen scherzhaft genannt werden. Die 14-jährige Tabea kann mit den Jungs locker mithalten und schlägt sie regelmäßig.

Trainiert wird jeden Freitag in der Burse (siehe Kasten). Dabei sind Abwechslung und die Kreativität der fünf Kempener Trainer gefragt. „Die Jugendlichen wollen unterhalten werden“, sagt Uwe Badermann, Pressewart des Vereins. In einem Zyklus von etwa sechs Wochen werden die Themen Eröffnung, Taktik im Mittelspiel sowie systematische Erarbeitung von Endspielen behandelt. Verschiedene Varianten werden durchgespielt, es darf experimentiert werden. Zwischen diesen Blöcken lassen sich die Trainer immer wieder etwas Besonderes einfallen, wie zum Beispiel Simultan-Kämpfe oder Partien gegen den Computer.

Das Spielen kommt natürlich auch nicht zu kurz. Neben dem Training haben die jungen Spieler die Möglichkeit, an einigen Schnellschach-Turnieren in Deutschland und den Niederlanden teilzunehmen. Auch ein internes Rundenturnier, an dessen Ende der Sieger einen Wanderpokal erhält, ist ein Ansporn für die Jugendlichen.

Doch die Konkurrenz für den Schachsport ist groß, so Bachmann: „Fußball, Tennis und Leichtathletik stehen bei der Jugend und den Eltern höher im Kurs und begeistern nachhaltiger. Dabei könnten sich die Hobbys getreu nach dem Motto ,gesunder Geist im gesunden Körper’ gut ergänzen.“

„Das Problem bei der Jugendarbeit ist: Man sät viel und erntet wenig“, sagt Karl-Heinz Ruland. Er ist Gründungsmitglied der Füchse und wirbt in den Grundschulen für seinen Sport. „Zunächst ist die Begeisterung groß. Aber innerhalb der ersten drei bis sechs Monate verlieren die meisten die Geduld.“ Denn Konzentration und Ruhe seien beim Schach der Schlüssel zum Erfolg.

Dennoch überaltert der Verein im Gegensatz zu den meisten anderen Schachclubs nicht — der jüngste Spieler ist der siebenjährige Lucas. 27 Jahre Jugendschach zahlen sich bei den Füchsen aus. „Die meisten werden durch Familie oder Freunde zum Schach inspiriert“, sagt Bachmann. Seinen Sohn Daniel (11) treibt der Ehrgeiz „besser zu sein als der Vater“. So ist er bei den NRW-Einzelmeisterschaften der unter Zwölfjährigen angetreten. Er wurde 13. von 26 Teilnehmern.

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