Scherben und ein Krug: Puzzle der Geschichte

Die Ausgrabungen im Vorfeld des Klosterhof-Neubaus ließen die Archäologen staunen.

Kempen. Die Ausgrabungen zwischen altem Kreishaus und Franziskanerkloster faszinieren. Knapp 200 Besucher lockt der Vortrag des Archäologen Hajo Heinrichs ins Kulturforum.

Er war verantwortlich für die Ausgrabungen, die von Juni bis November 2011 dauerten. Und im Vorfeld des Klosterhof-Neubaus an der Ecke Orsay-/Burgstraße nötig waren. Manches habe ihm Rätsel aufgegeben: „Wenn Sie da eine zündende Idee haben — so richtig schlau werde ich aus diesem Befund nämlich nicht.“ Mit diesen Worten hat Heinrichs den Forschungsdrang seiner Zuhörer geweckt.

Und so versuchen sich einige an der Interpretation einer Erdgrube, die zunächst mit verschiedenen Aufnahmen vorgestellt werden. Die Zuhörer, die der Einladung von Museumsverein und VHS gefolgt waren, erfahren einiges über die Ausgrabung.

So gesteht Heinrichs, dass er sich zu Beginn deutlich verschätzt hatte: „Ich ging davon aus, dass die Arbeiten in höchstens zwei Monaten beendet sein würden“. Doch das Gelände entpuppte sich als Überraschungsgrube.

Mit den Fragen, „die ich am häufigsten von Passanten gestellt bekommen habe“, gliedert Heinrichs seinen Vortrag. Also: „Was machen Sie hier eigentlich?“ und „Haben Sie schon was gefunden?“

An den Kellermauern lässt sich erkennen, dass es sich damals um zwei Grundstücke gehandelt haben muss. Der Archäologe kann sie verschiedenen Phasen von Spätmittelalter und früher Neuzeit zu ordnen.

Die noch erhaltenen Stufen der Treppe, die vom Keller ins Erdgschoss führte, lassen darauf schließen, dass sich auch heute noch große Teile der Häuser unter der Burgstraße finden lassen würden.

Fasziniert sind die Besucher von den Lichtnischen, die in die Wände integriert waren und Aufstellmöglichkeiten für Kerzen boten. Auch Teile von Fußbodenbelägen sowie zahlreiche Brunnenschächte sind erhalten. Diese Grundstücke wurden in späterer Zeit von Mönchen gekauft, um an dieser Stelle den Garten anzulegen. Schriftliche Quellen des Klosters untermauern die Erkenntnisse.

Ein besonderer Fund mit Sicherheit der komplett erhaltene Krug (Foto), der in der Ecke eines Kellers gefunden wurde. Sorgsam abgedeckt soll er laut Heinrichs als „Sparkasse“ in unsicheren Zeiten gedient haben — als gut gehütetes Geldversteck. Eine Interpretation, die plausibel erscheint. Schließlich geht dieser Teil des Gebäudes in die Zeit des 30-jährigen Krieges (1618- 1648) zurück — auch für Kempen eine turbulente Zeit.

Der Archäologe Heinrichs, der die Untersuchungen im Auftrag einer Grabungsfirma leitete, bemüht sich sichtlich, die komplexe Materie verständlich zu präsentieren. An der ein oder anderen Stelle scheitert dieses ambitionierte Unterfangen wegen der Vielzahl an unerläuterten Fachbegriffen. Da verliert man schon mal schnell den Faden.

Nach dem Vortrag boten Museumsleiterin Elisabeth Friese und Heinrichs die Möglichkeit, Fragmente der gefundenen Keramik sowie den Krug aus der Nähe zu betrachten und mit dem Referenten zu diskutieren. Nach diesem Vortrag darf man auf die angekündigte Ausstellung mit den Funden im Museum Franziskanerkloster gespannt sein.

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