St. Hubert: Die grüne Lunge verödet

Der Öko-Haushalt im St. Huberter Naturschutzgebiet ist gestört. Ein Umweltschützer schlägt Alarm.

St. Hubert. "Wir müssen jetzt aktiv werden", sagt Ulrich Abts inmitten des St. Huberter Schadbruchs. Der 63-jährige Biologe ist bei der Biologischen Station Krefeld zuständig für Botanik und kennt das Gebiet, durch das früher einmal ein Rheinarm lief, seit frühester Jugend.

Wo einst eine undurchdringliche Wasserfläche stand, trocknen heute gravierende Grundwasser-Absenkungen das Niedermoor aus. Abts beobachtet diese Entwicklung mit großer Sorge: "Die Situation verschlimmert sich von Tag zu Tag."

Bereits im März 1991 informierte er die Untere Landschaftsbehörde des Kreises Viersen über den Austrocknungszustand. Seitdem verdrängen immer mehr Brennnesseln und Brombeergebüsch Flora und Fauna des Niedermoors. "Ein schleichender Prozess, der so nicht weitergehen darf."

Seltene Pflanzen wie der Zungenhahnenfuß oder gar Orchideen sind vom Aussterben bedroht, ebenso Tiere: der Kamm-Molch und der Grasfrosch. Deshalb setzten sich Abts und seine Kollegen von der Biologischen Station Krefeld erneut mit der Unteren Kreis-Landschaftsbehörde zusammen und schlugen ein Sofortmaßnahmenpaket zur Wiederbelebung des Naturschutzgebietes Tote Rahm vor.

So sollen rund 100 Schwarz-Erlen entfernt werden, die dem Moor die Feuchtigkeit entziehen. Zur Auflichtung gehört ebenfalls eine weiträumige Entbuschung. Flachgewässer sollen angelegt, der Rahmgraben aufgestaut werden. "Es wird langsam Zeit, dass der Landschaftsplan hier umgesetzt wird", sagt Abts.

Das ökologische Potenzial sei enorm hochwertig. Vertreter der Landschaftsbehörde begutachteten das Gebiet beim Ortstermin vor zwei Wochen. Zusammen mit der Forstverwaltung, dem Wasser- und Bodenverband, der Stadt Kempen und dem Kreis Viersen werden nun die Ursachen der Austrocknung ermittelt, ein Konzept wird erstellt.

"Die Frage ist, inwieweit dieses Naturschutzgebiet wieder hergestellt werden kann", sagt Kreispressesprecher Kaspar Müller-Bringmann. Mit Landesmitteln sei das teure Vorhaben realisierbar, heißt es.

Abts hingegen weiß schon ganz genau, wie sich das Wasser zurückholen lässt: "Entweder durch Bewässerung mithilfe von Pumpen oder durch eine Vertiefung, also eine Bewegung zum Grundwasser hin." Als Beispiel für erfolgreiche Renaturierung nennt Abts das Sieben-Tümpel-Gebiet nahe des Schadbruchs.

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