Thomas-Streit landet beim Bistum

In der Debatte um den Thomas-Verein gibt es eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Propst Thomas Eicker.

Thomas-Streit landet beim Bistum
Foto: Reimann

Kempen. Die seit Frühjahr 2014 anhaltende Krise des Kempener Thomas-Vereins hat nun auch Gremien des Bistums Aachen erreicht. Im Streit um die Angelegenheiten des Vereins zwischen Geschäftsführer Gereon Vogler und Propst Thomas Eicker liegt dem Bistum eine Dienstaufsichtsbeschwerde vor. Die Beschwerde gegen Eicker hat Vogler nach eigenen Angaben im Zusammenhang mit den Vorgängen beim Thomas-Verein eingereicht.

Die Protagonisten des Streits: Gereon Vogler...

Die Protagonisten des Streits: Gereon Vogler...

Foto: WZ-Archiv

Ausgangspunkt ist nach Angaben von Gereon Vogler das Verhalten Eickers bei einer Mitgliederversammlung des Vereins im März 2014. Bei der Versammlung sollte ein Nachfolger für den verstorbenen Vorsitzenden Georg Strasser gefunden werden. „Bei der Versammlung erschien Propst Thomas Eicker“, berichtete Vogler im Juni 2014 der WZ. „Der Propst wollte diverse Ergänzungen zur Tagesordnung beantragen. Er ist mir sogar bei der Begrüßung ins Wort gefallen.“

... und Propst Thomas Eicker.

... und Propst Thomas Eicker.

Foto: WZ-Archiv

Eicker habe damals mit seinem Auftreten „die Sitzung regelrecht gesprengt“. Nach „krawallartigen Diskussionen“ habe der Geschäftsführer die Sitzung bereits nach 15 Minuten abgebrochen. Eine Vorstandswahl blieb aus. Bis heute ist der Verein, der unter anderem das Thomas-Archiv unterstützt und den Thomas-Tag organisiert hat, nicht geschäftsfähig.

„Und das alles, obwohl Herr Eicker gar kein Mitglied ist“, so Vogler. Auch über dieses Thema war ein Streit zwischen ihm und dem Geistlichen entbrannt. In dieser Diskussion liegt laut Vogler inzwischen ein Ergebnis vor: Eicker sei kein Mitglied. „Zur Klärung der Angelegenheit habe ich das Amtsgericht Krefeld eingeschaltet. Auch die Gegenseite hat einen Blick ins Vereinsregister geworfen“, so Vogler am Freitag. Im Dezember habe das Amtsgericht dann entschieden, den Krefelder Rechtsanwalt Matthias Stomps als „Notvorstand“ einzusetzen. „Mit dessen Hilfe ließ ich dann noch einmal amtlich klären, dass Thomas Eicker kein Mitglied ist“, so Vogler.

Eicker hatte im Juni 2014 gegenüber der WZ erklärt, dass er sich als Mitglied sieht. Er berief sich dabei auf die Satzung von 1993, nach der ein Vertreter des katholischen Kirchengemeinde Mitglied des Vorstands sei. Und dieser Vertreter sei er selbst, so Eicker im vergangenen Jahr.

Anwalt Matthias Stomps bestätigte am Freitag gegenüber der WZ, dass er den Auftrag vom Amtsgericht hat, die Dinge des Vereins „kommissarisch“ zu regeln: „Meine Aufgabe ist es, einen neuen Vorstand zu finden, damit der Verein wieder geschäftsfähig ist.“ Dazu gab es am Freitag Abend eine Mitgliederversammlung im Arnoldhaus, bei der die Öffentlichkeit ausgeschlossen war.

Eicker beobachtet das aktuelle Geschehen aus der Ferne. Er war am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Nach Angaben des Pfarrbüros befindet er sich in Exerzitien.

Das Bistum Aachen bestätigte der WZ den Eingang der Dienstaufsichtsbeschwerde: „Das Schreiben liegt dem Bistum seit dem 16. Januar 2015 vor. Das Schreiben und die in dem Dokument erhobenen Anschuldigungen gegen Pfarrer Eicker werden derzeit von der zuständigen Hauptabteilung geprüft“, teilte Bistum-Sprecher Stefan Wieland mit. Weitere Auskünfte werde die Kirche mit Blick auf die Personalakte Eickers und den damit verbundenen Datenschutz nicht geben.

Im Beschwerdebrief, der der WZ vorliegt, fährt Gereon Vogler schweres Geschütz auf: So wirft er dem Propst im Zuge der Mitglieds-Diskussion vor, die Unwahrheit gesagt zu haben. Zudem habe der Verein durch das Verhalten Eickers und der Pfarrsekretärin Doris August, die Kassierin beim Thomas-Verein ist, auch finanziellen Schaden genommen. Laut Vogler steht eine Pfändung an, weil die Kassierin sich weigere, einer Referentin Geld auszubezahlen. „Auch ich selbst bekomme noch Geld vom Verein“, so Vogler. „Die Kirche in Kempen nimmt Schaden“, schreibt Vogler in seinem Brief an Bischof Heinrich Mussinghoff.

Vor der Mitgliederversammlung am Freitag Abend wollte sich Doris August zu den Vereinsangelegenheiten nicht äußern. Sollte es einen neuen Vorstand geben, werde es möglicherweise in der nächsten Woche eine Stellungnahme geben. „Notvorstand“ Stomps erklärte zum Finanz-Thema, dass es nicht sein Thema sei: „Die Aufarbeitung gehört zu den Aufgaben eines neuen Vorstands.“

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