Tschüss, Ordnungsamt
An seinem letzten Arbeitstag musste Helmuth Ohletz einiges über sich ergehen lassen. Er war 35 Jahre Amtsleiter.
Kempen. 51 Jahre war Helmuth Ohletz im öffentlichen Dienst- in Handschellen wurde er noch nie ins Büro gebracht. Insofern eine Premiere zum Finale eines langen Arbeitslebens. Der 64-Jährige sagte gestern nach 35Jahren an der Spitze des Kempener Ordnungsamtes tschüss.
Elf Fahrzeuge von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei stehen um Punkt
10 Uhr vor dem Ohletz-Haus im Kempener Blumenviertel und eskortieren den verdattert Dreinblickenden zur Amtsstelle.
Helmut Ohletz
Während der sportliche Ohletz normalerweise fest im Sattel ins Büro am Buttermarkt radelt, legt ihm diesmal Kempens Polizei-Chef Helmut Anderski Handschellen an und führt Ohletz in den Gefangenen-Transportwagen. "Er gilt heute als Arbeitsverweigerer, deshalb musste diese Maßnahme sein", schmunzelt der Grünrock und winkt mit dem Vorführbefehl. Ohletz erweist sich allerdings als friedfertiger Mitfahrer, insofern können die Fesseln am Amtssitz Haus Basels am Buttermarkt gelöst werden.
Dort ist bereits ein Schilderwald aufgebaut. Im Kett-Car muss Ohletz die 27Stationen seines Werdegangs anfahren und staunt dabei jeweils nicht schlecht. Als der Chef a.D. auch dies gemeistert hat, geht’s ins Haus Basels, wo die Amts-Crew alles in den Stadtfarben Blau und Rot geschmückt hat.
Im Laufe dieses Mittags muss Helmuth Ohletz ziemlich viele Gratulations-Hände schütteln. Zur Stärkung haben die Mitarbeiter jede Menge Snacks und Getränke vorbereitet- ein Abschied mit Stil und kulinarischer Note.
Die letzte Verfügung, die Ohletz abends zu begleiten hat: In seinem Vorgarten gilt es ein Fundament zu legen für einen Kummerbriefkasten- die Mitarbeiter haben einen Parkschein-Automaten der ersten Stunde umfunktioniert. Darauf steht "Ohletz- Stadt Kempen- Außendienststelle Blumenviertel". Bei Leerungszeiten drei mal täglich muss man sich keine Sorgen machen, dass der Kontakt zum Amt abreißt...
