Alle Macht den Möhnen

Nach Übergabe des Rathausschlüssels stürmen 60 „alte Weiber“ den Beamten- bunker. Bürgermeister schwenkt weiße Fahne.

Lobberich. Dies ist die Geschichte von Bürgermeister Christian Wagner, wie er Donnerstag seine weltliche Macht ans Stadtprinzenpaar Rolf I. und Nicole I. (van Overbrüggen) abgab. Um 15.47 Uhr verließen die drei die Rathaus-Cafeteria und bestiegen den Korb der Feuerwehr-Drehleiter. Per Mikro wandte sich Wagner an die Narren: Er hege den schlimmen Verdacht, dass Narren und Möhnen unter einer Decke stecken.

„Weltliche Macht schwindet, denn Tradition verpflichtet“, gab sich Wagner verständnisvoll. In Wahrheit bestand seine Taktik einzig und allein darin, „die Möhnen zu besänftigen und beim kleinsten Widerstand niederzuknien und zu betteln“. Es war abzusehen, dass dieses Gewäsch zum Scheitern verurteilt war.

Um 15.53 Uhr folgte die Schlüsselübergabe, um 16.26 Uhr kamen — leicht verspätet — die Möhnen angestürmt, musikalisch begleitet vom Musikverein Cäcilia Hinsbeck. Drei Möhnen bestiegen die Drehleiter in Richtung Verwaltungs-Tempel, bevor die restlichen 60 „alten Weiber“ die Rathaustreppe nahmen. Da war Wagners Ende besiegelt: Schon schwenkte er die weiße Fahne.

Um 16.26 Uhr lösten die Beamten und Angestellten aus dem Rathaus ihr Versprechen ein und kamen auf den Vorplatz, um mit dem Narrenvolk gemeinsam zu feiern. Das Prinzenpaar mischte sich unters Volk, denn auch Prinz Rolf I. wollte ein „Rauch-Opfer“ bringen. Im Vorfeld hatte es Kritik gegeben, im Rathaus werde „von der Öffentlichkeit abgeschottet“ gefeiert.

Nicht bei allen organisierten Jecken kam die Neuerung, dass pro Karnevalsgesellschaft (KG) fünf statt bisher elf Mitglieder im Rathaus feiern dürfen, gut an. „Das haben wir dankend abgelehnt“, sagt Jan Hegger von der Messdienerschaft St. Sebastian. Sie feierten draußen unterm Zelt, wo’s trotz Heizpilz nur lauwarm war. Einige KGs blieben dem Rathaussturm aus Protest ganz fern.

Der mit drei Zelten und Getränkewagen bestückte Rathausvorplatz war gut besucht, wenn auch erst ab 15.45 Uhr. Die Idee, draußen gemeinsam zu feiern, kam bei den Anwesenden an.

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