Flachs-Experte Walter Tillmann im Textilmuseum „Die Scheune“

Flachs- Experte Walter Tillmann erklärte die Weiterverarbeitung der Samenkapseln.

Flachs-Experte Walter Tillmann im Textilmuseum „Die Scheune“
Foto: Kurt Lübke

Hombergen. Wenn Samenkapseln geöffnet wurden, um an ihren Leinsamen zu gelangen, geschah dies meist im großen Stil: In einer Wannmühle mit Turbinen. Flachs-Experte Walter Tillmann hingegen greift auf beschauliches Werkzeug zurück, wenn er den komplexen Vorgang erläutert. Dazu zählen zwei Siebe, Schüsseln, eine Nudelrolle, ein Föhn und eine altmodische Kaffeemühle. „Mit dieser kann der Samen besonders fein gemahlen werden“, sagt Tillmann.

Davon konnten sich Besucher im Textilmuseum „Die Scheune“ am Sonntagnachmittag selbst überzeugen. „Zunächst kommen die Kapseln in ein Sieb, damit jeglicher Schmutz von ihnen abfällt“, erklärt Walter Tillmann. „Dann werden die Kapseln mit einer Nudelrolle zertrennt und anschließend ein weiteres Mal in ein Sieb gegeben.“ Mit einem Föhn wurde dann auch die letzte Schale abgetrennt — übrig blieb der reine Samen. Dieser wurde abschließend in der Kaffeemühle fein gemahlen.

Tillmann weiß um die Abläufe bestens Bescheid: Seit drei Jahrzehnten erläutert er regelmäßig die Flachs-Verarbeitung im Textilmuseum. Auch in diesem Jahr geschah dies wieder in Kooperation mit dem „Nabu“-Naturschutzhof im Sassenfeld. Im April erfolgte auf dem Hof die Flachs-Aussaat.

Geerntet wurde vor rund einem Monat. Hierbei wurden die Stängel mitsamt Wurzeln aus der Erde gezogen und „zusammengerauft“. Beim „Riffeln“ streiften fleißige Besucher die Flachs-Stängel an einer Riffelbank ab und sammelten die Kapseln, mit denen Tillmann am Sonntag arbeitete.

Das fertige Produkt durften die Besucher auch probieren. „Es hat einen besonderen Nussgeschmack“, fand Iris Herforth. „Eine ganz gesunde Kost.“

Weiter verarbeitet wird aber nicht nur der Samen. Zeitnah sollen auch die Flachs-Stängel, die derzeit am Textilmuseum aufbewahrt werden, in die mit Wasser gefüllten „Röstgruben“ in Boisheim gegeben werden. Dadurch lassen sich die Fasern leichter vom holzigen Kern lösen, was für Brechen und Spinnen der Fasern später von Vorteil ist. Das „Rösten“ soll noch in diesem Jahr erfolgen.

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