Harfenistin Ulla van Daelen in der Alten Kirche

Musikalisch beeindruckend setzt die Harfenistin Ulla van Daelen in der Alten Kirche das Thema „Unterwegs“ über Pilgerwege um.

Harfenistin Ulla van Daelen in der Alten Kirche
Foto: Friedhelm Reimann

Lobberich. Von weither ein leises Hüpfen und Tanzen, bis sie beim Näherkommen fester und mutiger werden, die Schritte auf dem Weg. Zu sehen ist niemand, nur zu hören: Die Tänze sind Töne und die Schritte Rhythmen, der Pilgerweg ist die Melodie, die Ulla van Daelen der Harfe entlockt.

Im Einklang mit den Texten, die Bastian Rütten vorträgt: Die wunderbare Wirkung der Worte und die Mystik der Musik machen die Konzert-Lesung am Samstagabend in der Alten Kirche zu einem einzigartigen Erlebnis.

„Ich treibe mit dem Wind ins Spiel der Gedanken.“ Einfühlsam und eindringlich die Texte, die unaufdringlich statt frömmelnd das Leben als Pilgerweg beschreiben. „Ich bin und weiß nicht wer“, zitiert Rütten aus einem alten Pilgerlied: Was Menschen im 12. Jahrhundert auf dem Weg nach Santiago de Compostella umtrieb, ist dieselbe Sehnsucht der Suchenden in unserer Zeit.

Wo Worte den Verstand erreichen, dem Grübeln eine Richtung weisen können, wirkt die Musik noch tiefer, rührt ans Herz und an die Seele: Ulla van Daelens Spiel auf der Konzertharfe wäre allein den Besuch in der Alten Kirche wert gewesen. Und doch machte gerade das Zusammenspiel von Wort und Klang den Reiz der Konzert-Lesung aus: Die Musikerin hat ihre Kompositionen auf die Texte zum Thema „Unterwegs“ zugeschnitten.

Zart wie zögerliche Schritte klingen melodiös die hohen Töne, steigern sich im Wechsel mit den Bass-Saiten zu selbstbewusstem Auftreten auf dem musikalischen Pilgerweg. Fröhlich der Tanz aus taumelnden Tönen, die ringend im Reigen den Halt suchen und finden. Anklänge von kessem keltischen Schwung, Andeutungen von Folk und Quadrille und Klassik im Übergang und Einklang — einmalig.

Van Daelen verzichtet wohltuend auf diese ausufernden Akkorde in wabernden Widerhall, mit denen allzu oft eine Harfe zum Instrument für kitschig-süßlichen Klang-Mischmasch missbraucht wird. Sie hingegen spielt konzertant, schlägt bisweilen den Rhythmus mit der Hand auf den Korpus der Harfe. Zaubert wie einen Hauch musikalische Bilder vom Pilgern in den Raum, die den von Rütten zitierten Satz fassbar machen: „Mit dem Wind wächst der Glauben.“

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