Kabarett: Würzige Show mit klarer Haltung

Jens Neutag beweist, dass „schön scharf“ glücklich macht.

Lobberich. Schärfe macht glücklich. Das weiß jeder, der beim Inder landestypisch gegessen und danach blutroten Auges fast Todesangst gespürt hat. „Danach bist Du froh, das heil überlebt zu haben“, witzelt Jens Neutag, der es „schön scharf“ mag. Mit seinem gleichnamigen fünften Soloprogramm gastierte der Kabarettist aus Neuss in der nur mäßig besetzten Werner-Jaeger-Halle. 123 Karten gingen weg — zu wenig für diese erstklassige Show, die das Prädikat „Geheimtipp“ übertraf.

Neutag wünscht sich „eine klare Haltung“ in Politik und Gesellschaft, plädiert für mehr Schärfe und Würze. „Die meisten Weichgespülten haben heute, wenn überhaupt, „eine leichte Tendenz zum Nein“, rechnet er ab. Und das zu einer Zeit, in der Fischstäbchen weniger kosten als Toilettenpapier.

Diesen „toxischen Klärschlamm“ schlucken wir ebenso, wie die Tatsache, dass RWE staatliche Subventionen für die Renaturierung eines Tagebaus einsteckt. Neutag hinterfragt diese „Alltags-Perversion“ und hält sie uns, die ihr Geschichtswissen aus Asterix-Heften haben, anarchistisch vor.

In der Rolle eines engagierten A-Jugend-Fußballtrainers richtet er eine „Ansage an alle“, da er mit der Bundesregierung in der Kabine sitzt. Mit „schwerer Formkrise“ empfiehlt er den Linken mehr Abwehr: „Sonst spielt ihr bald wieder Regionalliga.“ Ganz zu schweigen von der FDP, diesen Amateuren. Jens Neutag nimmt die Dortmund-Käppi vom Kopf und macht der Regierung deutlich: „Hier, die sind auch Schwarz-Gelb, aber Deutscher Meister!“ Hernach wissen wir: Scharfzüngiges Kabarett macht glücklich. Und Durst auf mehr. kr

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