Kabarettist Hagen Rether in der Werner-Jaeger-Halle

Mit seinem Programm „Liebe“ voller bitterer Bosheiten begeistert Hagen Rether in der vollen Werner-Jaeger-Halle.

Lobberich. Immer dasselbe: Der Mann redete ununterbrochen über Dinge, von denen er nichts versteht. Sagte er zumindest. Plauderte wie gelangweilt so vor sich her. Über Leichen und Waffen. Und das über drei Stunden lang! Drei Stunden, die wie im Flug vergingen, weil der Kabarettist Hagen Rether sie mit genialen Gemeinheiten, bitteren Bosheiten und witzigen Weisheiten füllte. Und damit sein Publikum in der vollen Werner-Jaeger-Halle begeisterte.

„Worüber regen wir uns auf?“ Rethers rhetorische Frage entlarvte sie, die Heuchelei allenthalben: Absurde Ablenkungsmanöver schaffen Feindbilder, ein Sündenbock muss als Prügelknabe herhalten — und die miesen Mauscheleien gehen munter weiter. So regen wir uns auf „über Guttenberg, die Sau!“ Der musste gehen, weil gelogen: „Wenn jetzt alle Politiker, die . . .“ Rether lachte laut, das Publikum lachte laut, wie man sich halt selbst ins Fäustchen lacht, weil unbehelligt geblieben.

So zelebrierte der Kabarettist seine Kabinettstückchen: Säuberte die Fingernägel, nestelte an der Armlehne, polierte sein Piano. Fragte so nebenbei: „Wieso sitzen Waffenhändler im Knast und die Waffenproduzenten mit den Ministern am Tisch?“ Klagte: „Immer dasselbe.“ Und seufzte: „Unsere Moral möchte ich nicht haben!“

Mit seiner sanften Stimme hätte er sich jede Bosheit leisten können. So brachte der Mann das Publikum dazu, die Namen von Waffenfirmen im Kanon aufzusagen. Grinste dabei und säuselte über Ausbeutung in den armen Ländern: „Unser Wohlstand steht auf Leichenbergen.“ Verglich gesteuerte Ängste etwa vor Terror und Islam mit der statistisch größeren Gefahr, an Alkohol zu sterben. Um dann zu fragen: „Haben Sie Angst vor Riesling?“

Wenige Male nur haute Rether in die Tasten, um ansonsten weiter hämisch zu hadern. Auch mit dem Fernsehen: „Tatort und Volksmusik, also auf jeden Fall Gewalt.“ Unterstrich seine Kompetenz zum Kritisieren: „Ich weiß auch nix, ich red’ halt.“ Aber das ganz großartig.

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