Lobbericher Ortsrand im Wandel

Altes Hertie-Kaufhaus und Kino werden abgerissen. Stattdessen entsteht ein Zweckgebäude mit Lebensmittel-Discounter.

Lobbericher Ortsrand im Wandel
Foto: Busch

Lobberich. Im Frühjahr soll mit dem Abbruch des ehemaligen Karstadt-/Hertie-Kaufhauses in Lobberich begonnen werden. „Wenn es keine unvorhergesehene Verzögerung gibt, könnten die Geschäfte im geplanten Neubau bereits vor Weihnachten 2016 eröffnen“, meint Nettetals Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche. Sie stellte jetzt dem SPD-Ortsverein den Stand der Planungen vor. Einen Schwerpunkt bildet dabei Lobberich.

Das seit einigen Jahren leerstehende Kaufhaus wird durch einen flachen Zweckbau ersetzt, in dem Fachmärkte untergebracht werden. Sie könne sich „städtebaulich Schöneres“ an der Ecke Freiheitstraße/von-Bocholtz-Straße wünschen, gestand Fritzsche. Aber die Stadt müsse Kompromisse eingehen, um endlich die Ruine loszuwerden und zu ersetzen.

Die idealisierte Zeichnung des Neubaus verspricht ein schmuckloses Zweckgebäude, dessen Fassade wohl durch größere Glasflächen durchbrochen wird. Die größte Fläche im Inneren wird ein Lebensmittel-Discounter (vermutlich Netto) belegen. Nicht endgültig entschieden ist, ob ein zusätzlicher Drogeriemarkt und ein Bekleidungsgeschäft einziehen werden.

Zu den Straßenseiten werden Parkplätze angelegt. Geschäfte dieser Art legten Wert darauf, dass Kunden freie Parkplätze schon aus der Entfernung erkennen könnten, sagte Fritzsche. Die Stadt wolle erreichen, dass der Parkplatz sowohl von der Freiheitstraße als auch von der von-Bocholtz-Straße her angefahren werden kann.

Umso wichtiger ist nun, dass auch für das ehemalige Kino eine Lösung gefunden wird. Der Bau soll abgerissen und durch ein Geschäftshaus ersetzt werden, das von der von-Bocholtz-Straße und von der Ludbachpassage aus jeweils ebenerdig erreicht wird. Zur Passage hin soll ein Grundstück der Bongartzstiftung mit aufgenommen werden, so dass dort ein Querriegel entsteht. Fritzsche unterstrich, dass das einstige Kino bisher die Verknüpfung von Fußgängerzone und Ludbachpassage empfindlich unterbricht. Da helfe auch nicht der Neubau der Baugesellschaft mit Wohnungen und Geschäftsräumen an der Stichstraße „Am Bongartzstift“.

Der Neubau soll eine Ziegelfassade erhalten und sich optisch einigermaßen in die bestehende Bebauung einfügen. Welche Geschäfte einziehen werden, ist noch nicht geklärt. Die Rede ist von der Bekleidungskette Vögele, es kann außerdem auch ein gastronomischer Betrieb untergebracht werden. „Wenn der Umlauf ohne Bruch möglich ist, wird das den gesamten Bereich der Innenstadt beleben“, hofft Fritzsche.

Skeptisch beurteilt Heinz Kamps die innerstädtische Entwicklung. Schon der Bau von Karstadt am Ortsrand vor Jahrzehnten sei ein Fehler gewesen. Er habe die Achse Hoch-/Marktstraße aus der Balance gebracht. Die Ludbachpassage habe diese Entwicklung noch verstärkt. Kamps träumt davon, die Fußgängerzone mit kleinteiligen Geschäften neu zu beleben.

Fritzsche winkte ab. Das fände sie zwar auch wünschenswert. Die Realitäten seien heute aber anders. Verbraucher suchten Geschäfte, die sie mit Fahrzeugen erreichen könnten.

Susanne Fritzsche, Technische Beigeordnete

Die Unternehmen und die Investoren seien nicht mehr an kleinen Einheiten interessiert. „Es steckt heute niemand mehr Geld in Geschäftsneubauten, die unter 800 Quadratmetern Nutzfläche bleiben“, berichtete sie. In Lobberich müsse man sich auch damit abfinden, dass „die Investoren hier keineswegs Schlange stehen. Man kann sich alles Mögliche wünschen, aber es braucht auch jemanden, der Geld in die Hand nimmt und investiert“.

Schmunzelnd erinnerte die SPD-Fraktionsvorsitzende Renate Dyck daran, dass sie vor einiger Zeit festgestellt habe, man könne in Lobberich „nicht einmal mehr ein Nachthemd kaufen“. Sie hoffe daher, dass in die neuen Geschäftsbauten dann doch der eine oder andere Laden einziehe, der zur Grundversorgung bei Textilwaren beitrage. Sie habe die große Sorge, dass sich vor allem extrem preisgünstige Läden einrichteten und so die darüber hinausgehenden Bedürfnisse der Bürger Nettetals unberücksichtigt blieben. Sie befürchte, dass so wichtige Kaufkraft aus der Stadt insgesamt abfließe. „Die Stadt hat keine Möglichkeit, solche Entwicklungen zu steuern“, erklärte Fritzsche dazu. Das Kaufverhalten sei ein entscheidender Faktor für Investoren.

Kurz erläuterte die Dezernentin auch die Pläne der Stadt im Bau von Mehrfamilienhäusern. Im Januar soll der Neubau für Flüchtlinge am Caudebec-Ring bezugsfertig sein, die Baugesellschaft werde an der Breslauer Straße in Kaldenkirchen ein schlichtes Mehrfamilienhaus errichten, das zunächst für Flüchtlinge gedacht sei. Insgesamt werde aber der Geschossbau in Nettetal wieder mehr Aufmerksamkeit finden — unabhängig vom Zustrom der Flüchtlinge.

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