Mann für heißes Aluminium

Tobias Gisbertz gehört als Gießerei-Mechaniker zu den besten Azubis in NRW.

Lobberich. Wenn Tobias Gisbertz einen Schuss abgibt, hält er keine Waffe in seinen Händen. Der 19-Jährige bedient eine Anlage des Lobbericher Automobil-Zulieferers Pierburg, in der flüssiges Metall in eine Gussform „geschossen“ wird. Dies beherrscht der Gießerei-Mechaniker offenbar in Perfektion: Er wurde als einer der besten 228 von rund 80 000 Auszubildenden der Industrie- und Handelskammern in NRW ausgezeichnet.

„Während der Prüfung hatte ich nicht gedacht, dass es so gut klappen würde“, sagt Gisbertz. Sowohl im theoretischen, als auch im praktischen Teil schnitt er mit „sehr gut“ ab. Dabei musste er unter anderem Fragen zu Metallen und Prozessen beantworten sowie eine Druckguss-Form in die Maschine einbauen und ausrichten. „Die Einstellung der Anlage kann sich durch das Wetter von Tag zu Tag ändern“, erklärt Gisbertz. Man könne deshalb von einem Kunsthandwerk sprechen, ergänzt Pressesprecher Folke Heyer.

Schwierig sei vor allem, das flüssige, 600 Grad heiße Aluminium und Magnesium präzise in die Form zu schießen, so dass beim Abkühlen keine Hohlkörper entstehen. Teil der Prüfung war es deshalb auch, fertige Gussteile zu bewerten. Der Gießer muss einschätzen können, welche zur Weiterverarbeitung geeignet sind. Verbaut werden die Stücke in den Modellen verschiedener Autohersteller, zum Beispiel als Saugrohre und Abgas-Kühler.

Gießerei-Mechaniker sei zunächst gar nicht Gisbertz’ Wunschberuf gewesen. 2006 machte er ein Praktikum als Werkzeug-Mechaniker bei Pierburg und bewarb sich als Azubi für den Bereich. Dazu geraten hatte ihm sein Großvater, der selber bei Pierburg beschäftigt war. „Außerdem ist mein Vater Kfz-Mechaniker, ich habe mit ihm immer schon viel gebastelt.“

Doch einen Werkzeug-Mechaniker-Azubi konnte Pierburg damals nicht gebrauchen. Da Gisbertz beim Aufnahmetest jedoch sehr gut abgeschnitten hatte, bot man ihm die Ausbildung als Gießerei-Mechaniker an. Mittlerweile geht er ganz in seinem Job auf. „Aus einer formlosen Masse etwas zu schaffen, das ist toll.“

Tobias Gisbertz wurde nach Ende seiner Lehre, die er von dreieinhalb auf drei Jahre verkürzte, übernommen. Momentan hilft er bei der Instandhaltung der Guss-Anlage. Als „Gießzellenführer“ kann er nicht arbeiten, da er zur Zeit an zwei Tagen pro Woche nicht im Unternehmen ist. Er hat bereits das nächste Ziel anvisiert und lässt sich in Mönchengladbach am Berufskolleg zum Techniker für Maschinenbau weiterbilden.

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