Textilmuseum: Auf den Spuren eines Familienbetriebs

Eine Ausstellung im Textilmuseum gibt Einblick in die Geschichte der Samtfabrik Niedieck.

Hombergen. Niedieck, ein Name wie Samt und Seide: Die Textilunternehmer Julius und Carl Niedieck waren mit der weltgrößten Samtfabrik nicht nur erfolgreiche Geschäftsleute, ihr Familienname stellte Lobberich gleichzeitig mit Textilzentren wie Krefeld oder Lyon auf eine Stufe.

Das Textilmuseum „Die Scheune“ hat den Brüdern jetzt eine Sonderausstellung gewidmet: „Brillant-Samt für die Welt. Familien- und Fabrikgeschichten aus Lobberich“. Die Scheune ist damit eines von 21 Museen, die sich an der „Familiengeschichte(n)“-Ausstellungsreihe vom Verein Kulturraum Niederrhein beteiligen.

„Familie Niedieck war wohlhabend und stammt aus dem westfälischen Stromberg“, sagt Walter Tillmann, Initiator der Nettetaler Ausstellung und Gründer des Textilmuseums in Hombergen. Carl Niedieck erlernte das Handwerk in der Samtstadt Lyon, sein Bruder Julius ging in Lobberich bei de Ball in die Lehre. 1855 wurde die Firma gegründet.

Nach einem Bankrott und abermals getrennten Wegen arbeitete das Duo erneut als Unternehmer in der Samtherstellung. Als solche beschäftigten sie Weber, die zu Hause arbeiteten. Das Weben des teuren Stoffes wurde laufend verbessert, lief bald halbmechanisch und dann auf einem Webstuhl aus Metall.

Die schier unendliche Vielfalt der Samtmuster zeigt die Scheune ebenso wie Kopien der Patente, die Niedieck die Weltkriege überleben ließ: doppelt gewebter Plüsch aus Kunstseide. Dieser „Wolletin“ genannte Stoff fand in Wehrmacht-Schutzwesten Verwendung. Nach dem Krieg wurde es mit „Afrika-Plüsch“ aus Kunstseide farbenfroh, florale Designs für Kleidung und sogar Stofftapeten für Schlösser folgten.

Die vom ehemaligen Niedieck-Mitarbeiter Ernst Clemens zusammengestellte Firmengeschichte haben Walter Tillmann und Manfred Meis um einige Aufsätze erweitert. Die unveröffentlichten Papiere fassen Theo Optendrenk und Greta van der Beek-Optendrenk derzeit zu einem Buch zusammen. Das Werk mit dem Titel „Zur Geschichte der Lobbericher Textilindustrie“ soll am 23. September in der Scheune vorgestellt werden.

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