Theater: Französisch klingt es anders

Überhebliche Selbstdarstellung wurde in der spritzigen Komödie „Der Vorname“ entlarvt. Die mehr als 430 Besucher in der Werner-Jaeger-Halle waren begeistert.

Theater: Französisch klingt es anders
Foto: Kurt Lübke

Lobberich. Die spritzige Gesellschaftskomödie „Der Vorname“ präsentierte das Renaissance Theater (Berlin) in der mit mehr als 430 Besuchern gut gefüllten Werner-Jaeger-Halle.

In dem Pointen reichen Possenspiel entblößt der pfiffige Immobilienmakler Vincent (Martin Lindow) bei einem Familientreffen die Arroganz seines Schwagers Pierre (Christian Kaiser), indem er ihm glaubhaft vermittelt, dass er seinen noch ungeborenen Sohn Adolphe nennen wird. Der Literatur-Professor ist schockiert: „Du nennst deinen Sohn doch nicht nach Hitler?“

Vincent pariert lakonisch: „Nein, Adolphe. Französisch klingt es doch anders. ,ph’ ist doch etwas ganz anderes als ,f’. Für einen Literatur-Professor bist du nicht gerade ein orthografisches Genie.“ Der Vorname beziehe sich auf Adolphe, den romantischen Helden des gleichnamigen Romans von Benjamin Constant, dem größten Held der romantischen Literatur.

„Meine Frau liebt diesen Roman, wir haben uns gemeinsam für den Vornamen entschieden,“ versichert der Immobilienmakler. Während die Französisch-Lehrerin Babou (Anne Weinknecht), Pierres Frau und Vincents Schwester, ebenso entsetzt ist, hält sich Claude (Benjamin Kernen), ihr Freund seit Kindertagen, bedeckt.

Das Stück lebt von feinem Hintersinn, fiesen Sticheleien und überraschendem Wortwitz, den das Publikum mit viel Gelächter belohnte. Pierre zeigt Babou ein Ultraschallbild: „Guck mal, der Arm, er macht schon den Hitlergruß.“

Als Vincents Frau Anna (Julia Hansen) hinzustößt, stellt sich heraus, dass Vincent seinen leicht zugeknöpften und von ihm als pseudo-intellektuell bezeichneten Schwager auf den Arm genommen hat. Das Kind soll nach seinem Großvater und Urgroßvater Henri genannt werden.

Die Farce entwickelt sich zum gehässigen Disput und deckt im Verborgenen schwelende Animositäten auf. „Athena und Adonas. Wie konntet ihr denn euren Kindern diese Namen antun? Du glaubst, du bist originell? Du bist nur arrogant“, kritisiert Vincent seinen Schwager. Claude meldet sich genervt zu Wort: „Ihr spielt mit gesellschaftlichen Themen wie die Kinder.“

Schließlich wird er selbst zum Spielball. Man hält ihn für schwul. Dabei stellt sich heraus, dass er seit Jahren eine Liebesbeziehung mit Babous und Vincents Mutter hat. Vincent stürzt sich wütend auf Claude, unter dessen Last der Wohnzimmertisch zusammenbricht. Nun fühlt sich Babou, die seit vielen Jahren eng mit Claude befreundet ist, um die Wahrheit betrogen: „Ich habe dir immer alles offen und ehrlich erzählt, auch die Probleme mit meinem Mann.“

Das Stück endet mit der versöhnlichen Verkündung, dass Anna eine Tochter zur Welt gebracht hat. Vincent strahlt: „Es war das größte Glück dieses kleine Wesen im Arm zu halten.“ Und fügt trocken hinzu: „Da stellten wir fest, dass wir keinen Namen haben. So entschlossen wir uns, sie nach meiner Mutter Francoise zu nennen.“

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