Werner-Jaeger-Halle: Aufführung „Licht im Dunkeln“

In „Licht im Dunkeln“ lernt die taubblinde Helen Lesen und Scheiben. Die Zuschauer in der Jaeger-Halle sahen ein bedrückendes Stück.

Lobberich. Helen Keller (1880 bis 1968) verkörperte auf sehr spezielle Weise den amerikanischen Traum: Blind und stumm, lernte sie als Siebenjährige Lesen und Schreiben, wurde Autorin und brachte es auch durch ihr soziales Engagement zu Ruhm und größter Anerkennung. „Licht im Dunkel“ heißt das Schauspiel von William Gibson, das am Sonntagabend in der fast ausverkauften Werner-Jaeger-Halle zu sehen war. Es beleuchtet auf zum Teil brutal-bedrückende Weise die entscheidende Phase im Leben von Helen: Ihr Sich-Zurechtfinden in der Welt der Wörter.

Die Zuschauer versuchten, hinter den Jalousien etwas zu erkennen. Sie spürten, dass sich in dem dahinter liegenden Krankenhauszimmer Dramatisches abspielte: „Sie hat keine Chance“, hörten sie den Vater, Captain Keller (Wolfgang Häntsch) sagen. Die Zuschauer ahnten, dass ihnen kein lustiger Abend bevorstehen würde.

Laia Sanmartin spielte die Rolle der taubblinden Helen perfekt, verkörperte ein hilfloses Bündel Mensch, voller Aggressionen, ein wenig animalisch wirkend. Wie sie den Mund zu einem Schrei formte, ohne einen Laut von sich geben zu können, das ging unter die Haut. Bedrückend auch, wie sie sich aller Gegenstände, die sie zu greifen bekam, bemächtigte, eine Verbindung herstellen wollte zwischen ihnen und ihrer eigenen kleinen Welt.

Mutter Kate (Magdalena Artelt) und ihr deutlich älterer, sehr dominanter Mann konnten dem Kind nicht die Impulse geben, die es für seine Entwicklung brauchte. An dieser Stelle kam Annie Sullivan (Birge Schade) ins Spiel, eine junge Frau, die den Kopf zwar voller theoretischer Kenntnisse hatte, aber unerfahren war im Umgang mit Behinderten.

Die Zuschauer spürten die „dicke Luft“, die vor allem zwischen Hausherrn und Erzieherin herrschte. Die hatte ein ähnliches Schicksal wie Helen hinter sich gebracht, nur unter schlechteren sozialen Bedingungen. War sie zu streng zu Helen, vielleicht sogar unmenschlich? Trotz heftiger Kämpfe, Tobsuchtsanfällen der kleinen Helen gewann im Gartenhäuschen der Kellers Sullivan die Kontrolle über das Kind.

Das Schauspiel, ein Bekenntnis zum Leben von und mit Behinderten, sah kein schnelles Happy End vor. Nach Anfangserfolgen stimmten die Eltern keiner weiteren Woche im Gartenhaus zu. Helen schien wieder in altes Verhalten abzugleiten.

Aber durch ein Machtwort ihres Halbbruders (Daniel Heck) und die Unterstützung des farbigen Hausmädchens Viney (Dela Dabulamanzi) gelang es zum Schluss doch, dem Kind die Welt der Buchstaben näherzubringen. Keine leichte Kost für die Zuschauer, die die gute Leistung der Darsteller honorierten.

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